Donnerstag, 25. November 2010

BAUMGESICHT - HIRSCHDÄMON GIERSCHLUND


HIRSCHDÄMON GIERSCHLUND
Das Baumgesicht des 1000jährigen Eichentorso
am Schwielowsee in Ferch / Brandenburg

In einer Zeit, als die Gierigen und geizig Geilen in ihrer unermesslichen Ausbeutermanier die Ressourcen ihrer Umwelt schneller aufbrauchten, als diese nachwachsen konnten, gewannen die Dämonen der Finsternis zunehmend an Macht. Nicht zu glauben, wo sie überall insgeheim ihr Unwesen trieben. Zu Anfang nahm sie kaum jemand wahr. 

Erst als die Sensationslust all die anderen Lüste übertraf, waren die Dämonen ständig in den Schlagzeilen, und nach und nach bemerkten nur noch Diejenigen, die nicht so leicht zu täuschen oder zu manipulieren waren, dass die platten grölenden Parolen der düsteren Gesellen zu verbreiteten Schlagworten wurden und bald machtvoll genug geworden waren um das Denken und Handeln Vieler stark zu beeinflussen. Die Wenigen, die die dämonische Verderbtheit aufzudecken gesucht hatten und vor den Gefahren eines unverantwortlichen Denkens und Handels gewarnt hatten, wurden kaum erhört. Lauthals wurden ihre Argumente übertönt.


NUR SELTEN SCHREIT DIE VERNUNFT

Im rauschenden Lärm, den die ständig anwachsende Industrialisierung mit sich gebracht hatte, begannen die Sinne der Menschen zu verkümmern. Feinfühligkeit blieb auf der Strecke im wilden Gerangel um eine Position, die es ermöglichen sollte, zu leben oder wenigstens zu überleben. Alle rannten dem schnödesten aller Mammons dem Geld hinterher, das sich als Hauptzahlungsmittel durchgesetzt hatte. Für alles, was man benötigte oder vermeintlich brauchte, musste man mit dieser Währung zahlen. Jedwedes hatte plötzlich einen Preis, der oft nicht einmal in einem realen Verhältnis zum Warenwert stand und der je nach Nachfrage meist auch noch fortwährend stieg. Selbst das Wasser - der Quell allen irdischen Lebens, das allen Lebewesen frei zur Verfügung gestanden hatte, wurde zur Handelsware, wurde in Flaschen gefüllt und kreuz und quer durch die Lande transportiert und das kostete. Das kostete … und nicht nur Geld. Es gab schon besorgte Befürchtungen, dass eines Tages auch die Luft - zum Atmen in Tüten gefüllt werden könnte und nur noch gegen Geld zu erwerben sein würde. Was für eine Prognose. Wie furchtbar würde solch eine Zukunft sein.

Wer Geld besaß, der suchte dieses ständig zu vermehren. Den Reichen schien die Armut derer, die wenig oder keinen Besitz hatten, kaum zu scheren. Teilen, Fairness und Freundlichkeit waren längst aus der Mode, waren völlig „out“, stattdessen waren Korruption, Skrupellosigkeit, Missgunst, Mobbing und Geiz jetzt „in“.

Das Schlimmste aber war, das die meisten Menschen das alles so hinnahmen und aus Bequemlichkeit die Eigenverantwortung gern abgaben und eine Fernbestimmung akzeptierten. Unter dem steigenden Druck der Anpassung und der Furcht in Armut geraten zu können gaben die Menschen viele ihrer Werte und Tugenden auf. Sie krümmten sich und sie buckelten, für dies und das, für lauter Dinge, die sie wenn überhaupt nur kurzzeitig glücklich machten. Dinge die sie meist in Abhängigkeiten trieben, in denen sie dann hängen blieben. 
Haben, haben – mehr und mehr… Die Frage nach dem Sein, stellte kaum noch ein Mensch, denn die Menschheit war verblendet vom Schein und den falschen Verheißungen.

Es war eine Zeit voller Ungeduld. Das „Gut – Ding“ Weile haben will, wurde gänzlich außer Acht gelassen. Weil vermeintlich zu teuer, wurden immer seltener der eigentlich nötige Einsatz und die Zeit aufgebracht, für eine gute Qualität und zukunftsorientierte Herstellung von Produkten. Alles sollte schnell gehen. Im Schnäppchenrausch wurde alles billig und billiger. Billig im wahren Sinne des Wortes – alles hatte immer weniger Wert. Kaum Jemand wollte noch einen angemessenen Preis zahlen und sie merkten nicht, dass dann auch bald nichts und niemand mehr angemessen bezahlt werden können würde. 







Diejenigen die den Schlund nicht voll genug bekamen, nahmen alles, was sie kriegen konnten und das so schnell es nur eben ging. Sie beachteten nicht, welche Auswirkungen ihre Gier haben würde. 


DIE GIER FRAGT NICHT NACH MORGEN

Mit aufwendigsten Werbe-Kampagnen wurde Bedürfnisse geweckt, für lauter Zeug, das niemand wirklich braucht, doch alle haben wollen, weil der Nachbar es auch hat oder aus ähnlich kuriosen Gründen. 

Erst als der Müll sich vor der eignen Haustür stapelte, dachten die Menschen darüber nach, wie sie ihn los werden könnten.

„Bring doch mal den Müll hinunter.“ 
„Wie??? Von der Erde???“
„Ach das geht ja nicht!“

So luden sie den Müll vor fremden Türen ab, was ständig mächtig Ärger gab und keine Lösung war. Doch produziert wurde fleißig weiter. Solang damit Geld zu machen war, war fast jedes Mittel recht bis hin zum Etikettenschwindel.

Fast unbemerkt in der Flut unübersichtlicher Informationen wurde den Menschen zu spät bewusst: 
  • Das hochangesehene Verbrecher die Gewässer leer fischten, noch bevor die Fische genug Zeit zur Vermehrung oder Aufzucht ihrer Nachkommen gehabt hatten. 
  • Das Wälder gerodet und nicht schnell genug nachgepflanzt wurden, um ein ökologisches Gleichgewicht halten. 
  • Das Lebens- oder Futtermittel eingestampft und vernichtet wurden, während anderer Orts die Menschen hungerten, nur aus dem frevelhaften Grund um die Preise zu halten. 
Unter manchem Deckmantel verbargen sich so viele folgenschwere Fehler, das es immer komplizierter wurde die Ursachen zu erkennen. 
Die Dämonen der Verwirrung klatschten in die Hände.
Die Dummheit hatte Hochkonjunktur und darum wundert es nicht, dass die Ausgaben für Kinder, für Bildung und Wissenschaft ständig gekürzt wurden.
Der klare Menschenverstand war eingetrübt. 
Unsicherheit und Zukunftsangst hatten sich breit gemacht.

Erschrocken sah die altersschwache Eiche zu, wie an Ästen gesägt wurde, auf denen man gerade noch gesessen hatte. 
Sie hatte so viel schon gesehen in den letzten 1000 Jahren, die sie am schönen Schwielowsee in Brandenburg gestanden hatte. Oft hatte sie Blätter schüttelnd über Ereignisse gegrübelt, die sie nicht verstehen konnte. 


In ihrem hohen Alter waren ihr nur noch wenige Blätter geblieben. Gebrechlich und bitter war sie geworden. Ein gefräßiger Dämon war in ihren geschundenen Stamm eingezogen. Sie hatte nicht mehr die Kraft besessen, sich gegen diesen Dämon in Hirschgestalt zu wehren. Wo die Eiche früher eine herrliche Krone gehabt hatte, beherrschte jetzt der Dämon den Eichentorso. Die Kopflose trug nun den Hirschdämonenschädel statt ihres Eichenhauptes. Der Schlund des Dämons war riesig und er verschlang einfach alles.


Kaum hatte der röhrende Dämon von der alten Eiche Besitz ergriffen, beraubte er die Eiche um deren Verstand. Mit dem Dämon hatten auch andere Parasiten Einzug in die Eiche gehalten. Gleichnishaft schritten Fäulnis und Verfall schnell voran. Die Menschen trennten die Äste und Teile des hohlen Stammes, die morsch und von Würmern durchlöchert waren, vom Eichenstamm.












DIE ZEICHEN DER 1000jährigen EICHE 
aus Ferch in Brandenburg

Mit letzter Kraft versuchte die alte Eiche Zeichen zu setzten, solang sie noch bei klarem Verstand gewesen war.
Ich entdeckte am Boden liegend in einer Baumscheibe der beschnittenen Eiche drei wurmgezeichnete BaumGesichter die ausdrucksstark protestierten gegen die dämonische Vorherrschaft.


„AUWEIH“ klagte eines dieser Gesichter 
und voller Ekel vor der maßlosen Gier der Dämonen machte ein zweites Gesicht „BÄ“
Das Dritte der WurmStrichGesichter sagte: „NÖ“ und meinte „NEIN“.


DER AUFSCHREI
Das dramatischste der Zeichen, das die Eiche gab, als sie noch wachen Sinnes war, entdeckte ich am Fuße der Veteranin. In einer der abgetrennten Baumscheiben der 1000jährigen Eiche erkannte ich den Aufschrei eines Babys. 


Sollten es nicht unsere Kinder einmal besser haben als wir? Wie soll das gehen, wenn die Menschheit verlernt hat, was wirklich wichtig ist.

„Haltet doch einmal kurz inne und überdenkt euer Handeln, lasst euch nicht von den Dämonen in die Irre führen. Bemerkt ihr denn nicht, der dämonische Mammon hat so viel Unheil schon gebracht. 

Die Urgroßväter sind im Krieg gefallen. 
Die Großmütter habt ihr verkauft, 
doch hört der Mammon längst nicht auf. 
Der Müll quillt aus den Ohren ihm. 
Er spuckt und speit. 
Er greift nach eurer Würde – verteidigt sie! 
Dämonen lauern überall. Sie reißen ihre Kernkraft-Mäuler auf. Gebt ihr nicht Acht, dann fressen sie bald eure Kinder auf.“ 

Der Aufschrei schallt weit übern See, 
Kein Echo gibt es. Er verhallt.

Und während die Menschheit ihre Dämonen hätschelt und schützt, schließen diese schon Wetten ab. Sie spielen ihr falsches Spiel und wetten darum, wann sich die Menschen endlich selbst ausgerottet haben.

Du arme alte Mutter Eiche aus Ferch ich danke Dir für Deine weisenden Zeichen. Ich sah sie und ich deutete sie und mache meine Mitmenschen aufmerksam. Wohl wissend das nur Wenige die Sprache der altehrwürdigen Bäume verstehen.

Dein Dämon hat ein charakteristisches, ein böses Gesicht. Du zeigst ihn uns. Nicht viele dieser Art sind so leicht zu erkennen. Doch gerade ihre Entlarvung ist zwingend nötig, bevor sich die ausgekochten Verführer etablieren und ihre Umgebung verblenden und verstahlen. 
Um unserer Kinder und unserer Kindes Kinder Willen hoffe ich, die Menschen hören auf Dich, Du weiser uralter Baum, und halten nach deinem Rat die zerstörerischen Dämonen im Zaum, damit diese nicht mächtiger werden und andere Lebewesen  knechten.

fotos & Text 2010: © johanna zentgraf




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