Samstag, 17. Dezember 2022

ZWERG FILIUS



Die Geschichte des ZWERGES FILIUS

einer Buchen-BaumGestalt im Tiergarden Hannover


An einem mystischen Ort, im fernen urwüchsigen Wald, dort wo viele knubbelige Zwerglein aller Art lebten, trug sich einst so Außergewöhnliches zu, dass das Betreten dieses Waldes als äußerst gefährlich galt. Die Menschen mieden diesen Wald. Verirrte sich doch einmal ein ortsunkundiger Wanderer in die Nähe dieses Waldes, so mahnten Warnschilder und rieten zur Umkehr.


Die weisen Alten aus dieser Gegend berichteten oft, dass in diesem Wald ein seit vielen Jahren ungebrochener Zauber bewirkten konnte, dass manche Gedanken und Wünsche, vorwiegend jene, mit extremer Vorstellungskraft erdachten, sich materialisieren und somit sichtbar werden konnten. Hatte sich erst einmal ein spontan, nicht ausgereiftes, unbedachtes Hirngespinst erfüllt, half kein "Oh nein!", kein "Oh weh" und sonst auch nichts, das Geschehene wieder rückgängig zu machen und das war selten fein. Vor der Magie fürchteten sich die Menschen viel mehr als vor der Dunkelheit im Wald und der Gefahr sich zu verlaufen.

Die Zwerge, Wichte und Elfen, die im verwunschenen Wald aufwuchsen, wussten aus den Geschichten ihrer Ältesten, aber auch aus manch eigenen Erfahrungen, dass ihr Denken nicht nur auf ihr Handeln Einfluss nahm, sondern vielmehr manchmal wirklich die merkwürdigsten Auswirkungen haben konnte. Bevor sie sich also etwas wünschten, überlegten diese gut und entschieden besonnen, wohl wissend, dass ihre Wünsche ganz urplötzlich in Erfüllung gehen könnten. 

Als aber, das ist nun auch schon wieder viele Jahre her, eine Zeit des Sturm- und Dranges ins Land brach, erreichte die Aufbruchsstimmung mit Erwartungen auf Neuerungen und Bereitschaft zu Veränderungen auch den verwunschenen Wald. Dem Geist der Zeit folgend wurden Einige der sonst so vorsichtigen Waldwesen übermütig. Sie begannen eingefahrene Strukturen anzuzweifeln und ihre langjährigen Lebensmodelle neu zu überdenken. In Sprüngen gar ging ein Umdenken von statten, denn der Zeitgeist verkündete, dass die Zeit für Neuerung ganz offenbar überreif wäre. Die Begabten und Freimütigsten unter den Waldbewohnern schütteten Füllhorne fantastischster Ideen über die Wissbegierigen aus, was Manche begeisterte und Andere entrüstete. 

Der kleine Zwerg Filius war zu dieser Zeit gerade in einem Alter, in dem er sich der Tatsache bewusstwurde, dass die Erwachsenen doch nicht so allwissend sind, wie sie manchmal vorgaben zu sein. An der Schwelle zum Erwachsen werden begann er, so wie auch die meisten seiner Altersgenossen, alles anzuzweifeln was die Älteren ihm vorgaben. Seinen gestrengen und elitären Eltern zum Trotz verbrachte er sehr viel Zeit mit seinen Freunden den Gartenwichteln. Schon als er noch kleiner war, hatten es seine Eltern nicht gern gesehen, wenn ihr Söhnchen, der einmal ein gelehrter Zwerg werden sollte mit den „Schmuddel Wichten“, wie diese die gärtnernden Wichtel nannten, spielte. Wie oft schalt die Mutter ihn, wenn er Lehm verschmiert und mit schwarzen Fingernägeln nach Hause kam. Für Filius aber gab es einfach nichts Schöneres als an der frischen Luft auf freiem Feld zu spielen, zu sähen, zu pflanzen und zu ernten. Als Filius dann zur Schule kam, zog er zum Lernen mit seinen Büchern oft in die Nähe der Felder. Während Filius las und lernte, blickte er immer wieder zwischen den Zeilen auf und sah den fleißigen Gartenwichteln zu, wie diese dem Boden etwas Fruchtbares abzuringen versuchten. Den aufkeimenden Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen machte das ZwergenKind sehr glücklich. Über die Jahre begriff er als Augenzeuge das Werden und Vergehen als einen ewig wiederkehrenden Kreislauf. Diese Erfahrungen hatte Filius Geist bereichert und sein Wesen geprägt. Er hinterfragte jeglichen Lehrstoff und kam so zu erstaunlichen Lernerfolgen. Die Bedenken seiner Eltern bezüglich des Umganges ihres Sprösslings erwiesen sich zumindest, was dessen Bildung betraf als völlig haltlos. Das Filius durch seine Verbundenheit mit dem Wichtelvölkchen von seinen Mitzwergen in eine Außenseiterrolle gedrängt wurde tangierte ihn nur am Rande. Die Wichtel dagegen schätzen ihren ZwergenFreund sehr. 

Ausgerechnet in jenen unruhigen Zeiten hatte Filius sich über beide Ohren verliebt. In der Nähe des immer hübscher werdenden Wichtel-Mädels Blühauf, seiner liebsten Freundin aus Kindertagen, spürte er seit einiger Zeit, wie sein Herz schneller schlug. Er sah sie mit völlig anderen Augen und seine Gefühle ihr gegenüber brachte sein Blut zum Kochen.

So sehr die Beiden einander mochten, wussten sie doch, sie waren ein zu ungleiches Paar. Es schmerzte schon ein wenig, lediglich eine geistige Liebe austauschen zu können. Aber Filius und Blühauf pflegten ihre innige geistige Verbundenheit und schöpften ihr Glück aus jeder ihrer Begegnungen. Sie übten sich in Bescheidenheit, waren wunschlos glücklich während um sie herum die Gemüter immer mehr in Aufruhr gerieten, bis übermütige Zwerge den Aufstand probten. 

Als die Euphorie am größten war und der Geisteswandel immer häufiger Für- und Widersacher aneinandergeraten ließ, ertönte aus heiterem Himmel, oh Schreck, ein Dröhnen-Donnergleich, gefolgt von einem Ohren-betäubenden Krachen. Die aufgeschreckten Tiere des Waldes suchten schleunigst das Weite und die Vögel flogen schreiend davon. 

In einer Zickzacklinie tat sich alsdann die Erde auf. Hernach klaffte am Waldes Boden ein tiefer Spalt, der die ZwergenGemüter der Wellenlänge nach voneinander trennte. Die Geistesspaltung der uneinigen Zwerge hatte sich in Form einer tiefen Erden-Kluft materialisiert. Verdutzt standen die Zwerge und Wichte nach Gesinnung getrennt: die ewig Gestrigen auf der einen Seite und Freigeister und Anarchisten auf der gegenüber liegender Seite eines tiefen Grabens. Die Elfen, die sich nicht an den Streitigkeiten beteiligt hatten, konnten sich in die Lüfte erheben und das Szenario des Schreckens von oben verfolgen. 

Kurze Zeit nur blieb es atemlos still. Starr vor Schock rissen die Zwerge und Wichte ihre Münder und Äuglein weit auf. Sie konnten nicht glauben, was mit dem Boden unter ihren Füßen geschehen war. Die Furcht, dass die Erdspalte ihren Rachen noch weiter aufreißen könnte, war groß. Der schlammige Boden des Grabens war steinig und rutschig. Nur das felsige Gestein und die Baumwurzeln schienen ihm noch Halt zu geben. In kleinen Rinnsalen schwemmte das nach oben drängende Grundwasser den Boden auf. 

Viele der Zwerge und Wichte, die sich im Graben befanden, hangelten sich panisch von einem Felsvorsprung zum Nächsten und von Wurzel zu Wurzel nach oben. Dort angekommen, halfen sie emsig und beherzt und zogen weitere in den Abgrund Gestürzte, die allein nicht mehr herauskommen konnten, wieder auf festen Grund. Während der Rettungsaktion verständigten sie sich mit kurzen Kommandos, wie.: "Halt, Zieh, Vorsicht, Du schaffst das, komm schon ..." 

Erst als alle Zwerge und Wichte gerettet und hoffentlich weit genug entfernt vom glitschigen Abgrund waren, spürten viele der Kleinen, wie weich ihre Knie geworden waren. Einige der Schlamm verschmierten Wesen warfen sich der Länge nach auf den Boden und bibberten vor Angst. Manche von ihnen weinten bitterlich, weil das, was noch kommen könnte, so gänzlich unvorhersehbar war. Ein melodisches Winseln durchdrang die Stille "Keine Sicherheit, keine Sicherheit ..."

Filius, der sich gerade nach seiner anstrengenden Klettertour aus dem Graben auf einem Stein niedergelassen hatte um sich ein wenig auszuruhen sah, dass sich einige Wichte unter ihnen auch Blühauf auf einen Baumstamm gerettet hatten, der gerade begann auf einer Schlamm-Lawine Fahrt aufzunehmen. Blitzartig stürzte er los und zog den Stamm mit den Wichten aus dem Schlamm. Blühauf fiel Filius um den Hals. „Danke, danke“ schluchzte sie. „Keine Angst meine Kleine, ich gebe auf Dich acht.“ versprach Filius. 

Filius gehörte zu den Besonnenen unter den verschreckten Wesen, die die Ängstlichen zu beruhigen suchten. Er und einige andere Zwerge und Wichte erinnerten die Verzweifelten daran, dass wie durch ein Wunder doch alle, die in den Graben gestürzt waren, hatten gerettet werden können und dass es glücklicherweise nur wenige Verletzte gegeben hatte. Sie warnten aber davor, dass ängstliche Gedanken, wenn diese sich materialisieren würden, ihre Lage erst richtig verschlimmern könnten. Kaum auszudenken wäre, welche Folgen eine Massenhysterie haben könnte. 

Langsam wurden die verwirrten Zwerge und Wichte sich ihrer Möglichkeiten bewusster, sich auf den Umgang mit den schwierig gewordenen Bedingungen zu konzentrieren. Sie suchten ihre wirren Gedanken zu ordnen. Wieder wurde es still. Eine meditative Stille war das, ein Innehalten, in dem die Geschöpfe des Waldes ihre Kräfte sammelten, um ihre Zuversicht dem Schrecken und der Angst entgegen stellen zu können. Doch diese konzentrierte Stille hielt nicht lange vor. 

Auf einer Seite des Grabens war erst ein leises Reißen zu vernehmen, das mehr und mehr zunahm und bald immer lauter wurde. Der Spuk war also doch noch nicht vorbei. 

Mit Ritsch und Ratsch rissen Stoffe und Bänder von Kleidchen, Hemdchen und Höschen. Gürtelschnallen und Spangen von Hosenträgern sprangen auf und von manchen ZwergenFüsschen flogen die Stiefelchen und Schläppchen in Lederfetzen. Strümpfe, die zuvor ein ganzes Zwergen-Bein umhüllt hatten, passten nun kaum auf deren kleine Zehen. 

Jene Zwerge, die im Laufe ihres Lebens geistig über sich hinausgewachsen waren, wuchsen zusehends von jetzt auf gleich aus ihren Kleidern, auch Zwerg Filius verwandelte sich.

     

Unglaublich, was da geschah. Der Geist, aus der Materie kommend, hatte sich erneut materialisiert. Auf wundersame Weise veränderte der unberechenbare Zauber die körperliche Gestalt auserwählter Zwerge. Je schlauer ein Zwerg war, umso schneller wuchs dieser. Umso mehr Gedanken ein Zwerg sich machte, desto grösser wurde dessen Kopf. Bei Querdenkern nahm der Kopf eine elliptische Form an und wuchs in die Breite, während die Kopfform der Phantasten eher einem angespitzten Ei glich. All diese großen Köpfe boten viel Platz für ein besonders großes Gehirn. Nicht proportional zum Kopf aber doch so, dass dieser mit dem Körper eine Einheit bildend auf dem Hals getragen werden konnte, wuchsen auch sämtliche Körperteile der betroffenen Zwerge. Was war das für ein kurioser Anblick für die Beobachter zu Erde und in der Luft und für die Betroffenen selbst.

Doch auch in dieser Situation half kein "Oh nein!", kein "Oh weh" und sonst auch nichts. 


Vor ihren kleinen Artgenossen, die zu den immer größer werdenden Zwergen erstaunt aufschauten, standen die Verwandelten entblößt, verwirrt und frierend. Fassungslos vor Unbehaglichkeit, vor Scham und Unwohlsein in ihrer neuen Gestalt krümmten sich die großen Zwerge während ihrer Metamorphose. Im Zauber-Zeitraffer hatte sich eine solch brachiale körperliche evolutionäre Verwandlung vollzogen, dass die Synopsen in ihren von Wallnuss- auf Melonengröße angewachsenen Gehirnen Funken sprühten. 

Heftig umschlangen die Verwandelten mit ihren langen Extremitäten ihre schlaksigen nackten Körper. 

Was sich da in den Pfützen spiegelte, sollten das tatsächlich sie sein? Sie schauten entsetzt an sich hinab und erschraken vor ihren Spiegelbildern. Ob sich diese Verwandlung als eine glückliche oder unglückliche Fügung erweisen sollte, konnte Keiner sagen, nur dass es das Unfassbarste gewesen war, was jemals in diesem Wald geschehen ist. 

Aber wie schon gesagt, es half kein "Oh nein!", kein "Oh weh" und sonst auch nichts, das Geschehene wieder rückgängig zu machen. Das wussten all die Waldwesen zu gut und sie begannen sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren. 

Dank ihrer langen Beine war es den verwandelten, hochgeschossenen Zwergen ein Leichtes die Kluft im Erdreich zu überwinden. Mit Leichtigkeit sprangen sie von einer Seite des Grabens zur Anderen. Das Springen und das in Bewegung bleiben, half ihnen erst einmal, ihre bloßen Körper aufzuwärmen und sich mit ihrer Gelenkigkeit und der neuen Gestalt vertraut zu machen. 

Noch stand die Sonne hoch am Himmel und es war warm, aber sie wanderte. Bald würde die Sonne hinter den Baumwipfeln im Westen verschwinden und dann würde es kühler werden. Die Frierenden wieder einzukleiden hatte also höchste Priorität, das war klar. Wie unter Zwergen und Wichten üblich wuselten sie gleich los und begannen zu helfen, wo Hilfe nötig war. Für den ersten Schutz gegen Kälte und Nacktheit brachten die Kleinen reichlich Decken. Ballenweise verarbeiten die Zwerge Stoffe zu neuen Kleidern für ihre nun großen Geschwister. In kürzester Zeit waren die Vorratslager leer, doch bevor die Kühle der Nacht einzusetzen begann, waren die meisten der ausgewachsenen Zwerge wenigstens notdürftig eingekleidet. "Da fehlt doch noch etwas." bemerkte Mutzel und die anderen stimmten ihm Stirnrunzelnd zu. "Ein Zwerg ohne Zipfelmütze das geht ja gar nicht." sagten die Zwerge. Aber kein einziges Stück Stoff war mehr übrig. Da hatte Zwerg Pfiffikus, einen genialen Einfall: "Wir könnten es doch einmal mit..." und ehe er den Satz noch zu Ende gesprochen hatte, verschwand er auch schon in seinem Geräteschuppen und kramte dort rumpeldiepumpel, bis er mit einem gerollten Bündel, das er aus einer alten Kiste herausgezogen hatte, wieder zurückkam. Pfiffikus warf das Bündel seinem Bruder Filius, der nun vielleicht zwölfmal so groß wie er selbst geworden war, zu. Filius öffnete das verschnürte Etwas und rollte es aus. Zum Vorschein kam ein Zelt. Filius stülpte sich das spitze Zelt über seinen riesigen Kopf. Er zog den Stoff bis über die Augen und rollte dann den unteren Rand nach oben, um wieder etwas sehen zu können. "Passt" lachten die umstehenden Zwerge und Wichte. Filius schüttelte den Kopf und nickte dann. Die Mütze saß bestens. Auch nach Filius‘s Gezappel und Geschüttel hielt sie immer noch richtig gut. Filius griff nach seinem kleinen Bruder, hob ihn an seine Wange und streichelte ihn vorsichtig. Dann warf er Pfiffikus in die Luft immer und immer wieder. Von so weit oben hatte Pfiffi den Wald noch nie gesehen. Er jauchzte vor Vergnügen und taumelte glücklich nach Hause. Emsig suchten die anderen Zwerge sämtliche spitzen Zelte zusammen, die sie nur finden konnten. Bald darauf waren fast alle großen Zwerge mit Zipfelmützen versorgt und sahen in ihren neuen Flicken-Gewändern und ihren leuchtend bunten Zelt-Zipfelmützen wirklich toll aus. Groß und Klein, Zwerge und Wichtel nahmen sich bei den Händen sangen und tanzten im Reigen. Die Elfen staunten, waren froh über die Harmonie, aber sie blieben skeptisch, wie lang dieser Friede wohl anhielte. Alle gemeinsam feierten bis spät in die Nacht, dass sie noch am Leben waren, wenngleich den meisten von ihnen bewusst war, dass nichts je wieder so sein würde, wie es gewesen war.

Leider aber hielt der aus der Not erwachsene Zusammenhalt nicht sehr lange vor. Während die Freidenker-Zwerge immer kopflastiger wurden, wuselten die winzigen Zwerge weiter wie gewohnt. Die Kleinen scheuten nach diesen erschreckenden Erlebnissen das Risiko und pochten wieder auf die Durchsetzungen von Altbewährtem. Manche gar, vorrangig die geistig Blonden unter ihnen, behaupteten Wissenschaften seien etwas gänzlich Überflüssiges. Solche und ähnlich dumme Sprüche ließen zwar die weißhaarigen Alten und die Vernunftbegabten aufhorchen und warnend den Zeigefinger heben, aber wie fast überall hatten auch im Zauberwald die erfahrenen Weisen an Stimmgewicht verloren und man brachte ihnen selten nur die Achtung entgegen, die sie für ihr logisches Denken und ihr langes Lebenswerk verdient hätten. Ihre Mahnungen wurden leider oft von der Mehrheit einfach nicht ernst genommen. 

Besonders aber das Zusammenleben der großen und kleinen Zwerge gestaltete sich im Laufe der Zeit immer schwieriger. Zu verschieden waren ihre Bedürfnisse und Ansprüche. Bei solch einem Ungleichgewicht ließ sich nur schwer an einem Strange ziehen. Durch die Verwandlung einiger der Zwerge kamen auf die Gemeinschaft so viele neu zu bewältigende Aufgaben zu, dass immer mehr Zwerge zu zweifeln begannen, ob das denn alles überhaupt zu schaffen sei. Nicht nur die Gehirne der Großen brauchten mehr Nahrung. Von so Vielem wurde viel, viel mehr benötigt als jemals zuvor, was für außergewöhnliche Herausforderungen. Auch wenn der Vorfall der Verwandlung inzwischen schon eine ganze Weile zurück lag, hatte immer noch Keiner der RiesenZwerge ein anderes Dach überm Kopf als seine Zeltzipfelmütze oder eine Plane, die zwischen den Baumstämmen gespannt war. Ihre früheren Behausungen schienen in ihren Augen zu Puppenhäuschen geschrumpft. Mehr als ihr kleiner Finger passte nicht durch die Eingangstüre. Ihren früheren Heimen durften sich die RiesenZwerge nicht mehr nähern, denn selbst die noch so zartesten Berührungen ihrer Hände, die zu großen Branken geworden waren, hatten häufig zu ungewollten Zerstörungen geführt. Den kleinen Zwergen wurde immer banger, wenn sich wieder einmal ein sehnsuchtsvoller Großer dem Ort seiner Kindheit näherte. Schon von Weitem wedelten die Kleinen dann wild mit den Armen und winkten ihr NICHT WILLKOMMEN und wiesen die Besucher ab. 

Viel zu klein für die bevorstehenden Bedürfnisse waren die Gärten, die die Gartenwichte in den wenigen Lichtungen, die es in ihrem Wald gab, bislang angelegt und bewirtschaftet hatten. Die Wichte waren auch die Ersten, die zu bedenken gaben wieviel Raum, Zeit und Mühe es bedurfte, bis Obst und Gemüse erntereif ist und das die Samenvorräte in naher Zukunft bald nicht mehr für alle ausreichen würden und wiesen dabei mit spitzen nackten Fingern auf die großen Münder und Bäuche der Riesenzwerge. 

"Das Erdreich um den Graben ist sehr fruchtbar und zum Gießen könnten wir das Wasser, das sich im Graben sammelt, nutzen. Wir könnten auch vor dem Wald große Felder anlegen, um alle satt zu bekommen." empfahlen die großen Zwerge. Doch weder Zwerge noch Wichte hatten jemals den Wald verlassen und es graute ihnen davor unbekanntes Terrain zu betreten. 

"Wer soll das tun?" fragten die Kleinen "Ihr Großen habt zwei linke Hände und Füße, Handwerken und Gärtnern ist doch wahrlich nicht euer Ding. Ihr seid viel zu grob geworden. Während ihr in die Luft schaut, zertrampelt ihr achtlos mit nur einem falschen Tritt, was wir Kleinen so mühsam aufgebaut haben. Ihr immer mit eueren Ideen, gebt schlaue Ratschläge, aber die Arbeit müssen wir machen.“ wendeten die Kleinen sich verbittert ab. 

"Entschuldigt mal, sollte denn nicht ein Jeder das tun, was er am besten kann? 

Dann werden 

- die GÄRTNER unter uns glücklich sein, wenn ihre Saat aufgeht, 

- die HANDWERKER, wenn sie etwas Neues erschaffen oder etwas Defektes repariert haben, 

- die FISCHER, wenn ihr Fang gut war, 

 - die MÜLLER, BÄCKER, FLEISCHER und BAUERN werden mit Recht stolz sein, wenn man sich nach ihren Köstlichkeiten die Lippen leckt, 

- die ÄRZTE und PFLEGEKRÄFTE, wenn sie Leben retten und pflegen und erhalten

- die KÜNSTLER unter uns werden dankbar sein, wenn sie Etwas gestalten und mit ihren Begabungen Freude bereiten können oder zum Nachdenken anregen dürfen,

 - So leisten wir WISSENSCHAFTLER und LEHRER unseren Beitrag zum Fortschritt und sind glücklich, wenn wir denken, forschen und lehren können. 

Unter dem Strich ist es für uns alle von großem Nutzen, wenn wir aufeinander hören, voneinander lernen und wir die eigenen Leistungen und die jedes Einzelnen von uns schätzen und wenn ein Jeder an seinem frei gewählten Platze sein Bestes gibt für ein fröhliches gemeinschaftliches Miteinander." 

erwiderten die Großen bis sie bemerkten, dass längst Niemand mehr da war ihnen zuzuhören.

Die Großen Geister bewegten sich schon lange gedanklich auf anderen Ebenen als die Mehrzahl ihrer Artgenossen. So kam es, dass kaum noch jemand die Geistesblitze dieser Freigeister verstand. Die neugierigen und experimentierfreudigen großen Zwerge stießen immer häufiger auf Unverständnis bei ihren kleinen Schwestern und Brüdern. Sie standen mit ihren Welt-Verbessungsideen immer öfter ganz allein da. Als echte Vordenker freuten sich diese, wenn ihre Verbesserungsvorschläge angenommen und umgesetzt wurden, aber die Engstirnigen unter den Zwergen blockierten und reglementierten zumeist die besten Einfälle ihrer großen Brüder.

Die Bereitschaft zu einer Verständigung zwischen den Verschiedenen war zu irgendeinem Zeitpunkt regelrecht den Bach hinunter gegangen. Das spaltete mehr, als es der Erdgraben je getan hatte. Die geistige Erosion nahm an Fahrt auf. Leider mussten die genialen Köpfe sich widerwillig eingestehen, dass je mehr sie glaubten Lösungen gefunden zu haben, wie das Leben, wie die Welt zu bessern sei, umso weiter entfernten sie sich von der vorherrschenden ZwergenMoral und den eingängigen MassenMeinungen. Bald sogar machte ein unangemessener Vorwurf die Runde, dass die Großen nicht nur mit den Augen auf die Kleinen Zwerge herabschauen würden. Diese Annahme suchte stets nach Bestätigung. Schließlich verbreiteten sich auch die Meinungen, dass einzig die Großen daran schuld wären, dass Alle seit dem folgenschweren Zauber auf viele Dinge verzichten müssten, an die sich doch so gewöhnt hatten. 

Die Kleingeister unter den Zwergen, die sich von clevereren Kleingeistern manipulieren ließen, wie eh und je, denen wurden die in die Höhe geschossenen großen Geister immer suspekter. Argwöhnisch schauten sie hinauf zu denen in ihren Augen entarteten Großgeistern. Statt den Versuch zu unternehmen, Denken und Handeln gemeinsam in Einklang zu bringen, verlangten jene, die für nichts die Verantwortung übernehmen wollten nach Regeln und Normen und forderten Verbote und strengere Gesetze. Sie deklarierten die großen Vordenker als Andersartig und nach und nach mit viel lautem Geschrei stießen sie die Großen aus der Zwergen-Gemeinschaft aus. 

So sprachen einige Zwerge im Namen von Allen zu den Großen: "Ihr seht gänzlich anders aus. So wie ihr, sahen Zwerge niemals aus. Ihr seid zu groß, seid keine Zwerge mehr. Was immer ihr seid, Ihr Giganten ihr, hier seid ihr nicht mehr erwünscht. Verschwindet endlich, und solltet ihr nicht von selbst gehen, dann wissen wir Euch zu vertreiben, also verzieht Euch bloß!" 

So viel Missgunst hatte es bei dem Zwergenvolk noch nie gegeben. Wie hatte es nur so weit kommen können, dass Vernunft und Verstand verdrängt werden konnten durch Gerüchte, Halbwahrheiten und unausgegoren Befindlichkeiten. 

"Nun denn ..." sagten sich die meisten der großen Zwerge. "Wo Engstirnigkeit, Intoleranz und Stumpfsinn vorherrschen wollen wir auch gar nicht länger mehr sein. Es ist eben noch nicht an der Zeit für einen Quantensprung. Wohl tut es uns für Manche der Kleinen leid, denn gern hätten wir unsere Fähigkeiten und unser Wissen zu unser aller Vorteil mit ihnen geteilt, aber ohne Achtung und Vertrauen wird das nicht möglich sein. Das unsere Kleinen sich ausgebeutet fühlen, das wollen nicht, auf keinen Fall. Mit Vielem haben sie schon auch recht, aber leider ist ihr Blick nicht auf die großen Zusammenhänge und Wirkungen gerichtet. Sie kennen nichts Anderes als ihre kleine Welt zwischen Laub- und Tannenbäumen und ihr Blick, der stets gen Boden gerichtet ist, hat ihr festhaltendes Bewusstsein geformt. Sie können nicht anders, sind was sie sind - Zwerge.“ 

Eine und Einer nach dem anderen gingen die vom eigenen Volk unverstandenen RiesenZwerge fort. Sie verließen den dichten Zauberwald, ihre Heimat. Einzeln gingen sie als Individualisten, aber es waren Scharen, die den vertrauten Lebensraum verließen. Jede, jeder für sich traf seine Entscheidung zu gehen erst dann, wenn sie oder er wirklich bereit dazu waren alles hinter sich zu lassen. Die Anlässe für ihr Fortgehen waren doch sehr spezifisch und personenbezogen. Es waren schwere Entscheidungen. Mit Köpfen voll unausgesprochener Gedanken machten sie sich auf eine einsame Reise in unbekanntes Land. Fern ab der vertrauten Umgebung, in großen Parks anderen Wäldern und lichten Buchenhainen erst boten die die dort seit vielen Jahren gewachsenen alten und weisen Bäume den Vertriebenen und Aussteigern ersten Unterschlupf. 

Filius, der Zwerg, der seit dem Zauber die Größe eines Menschen angenommen hatte, war als Einziger in einer achtbaren Familie, deren Abstammung sich Urkundlich bis zu den Urwald-Zwergen verfolgen ließ, aus der Art geschlagen. Vor seiner Verwandlung war Filius ein stiller, bescheidener kleiner Zwerg gewesen, der nur durch seine Klugheit und Toleranz aufgefallen war. Seit er so groß geworden war, stand er ständig ungewollt im Mittelpunkt. Durch seine neue Statur blieb auch für ihn die Eingangspforte seines Elternhauses verschlossen. Er hatte allerdings das Glück, das seine Eltern in der Nähe ihres Hauses eine kleine Lichtung ihr Eigen nennen konnten. Dort durfte sich Filius aufhalten. Meist war er ganz allein mit seinen vielen Büchern, die er nun nur mit Hilfe eines Vergrößerungsglases lesen konnte. Für ihn war alles zu klein, zu eng und zu schwach geworden. Extra für ihn musste so vieles neu erschaffen werden, das konnte er unmöglich allein bewältigen. Ständig war er auf Hilfe angewiesen. Das sich wegen der vielen Arbeit alles, um ihn zu drehen schien, war für alle Beteiligten schwer zu ertragen, besonders aber für ihn selbst. Neid und Spott blieben nicht aus. Bald saß und schlief Filius auf dem Boden. Zu viele extra gefertigte Betten und Stühle hatten unter seinem Gewicht nachgegeben. Um den anderen nicht die Haare vom Kopf zu essen, hatte er begonnen selbst nach nahrhaftem im Wald zu suchen. Von den kleinen Zwergenportionen wurde er jedoch nie richtig satt. Trotz seiner Selbstversorgung war Filius ganz dünn und schwach geworden. So achtsam er auch war, ständig ging etwas zu Bruch in der für ihn zur Miniaturwelt gewordenen Umgebung, in der er sich doch einst so geborgen gefühlt hatte und in der er sich nun, wie ein schlaksiger Riese im Porzellanladen bewegte. 

Viel zu selten fand die fleißige Blühauf die Zeit ihren Freund zu besuchen. Sie litt sehr und bemitleidete ihren lieben Freund Filius und sie weinte viel bei ihren Treffen. Nichts konnte sie trösten, auch er nicht und er hatte ständig Angst das zarte Geschöpfchen, das sie nun einmal war zu verletzen. Zu ihrer Sicherheit hielt er großen Abstand, was den beiden bewusst machte, das sie begonnen hatten sich durch ihre Wesensveränderung immer weiter voneinander zu entfernen. Sie schwelgten nur noch in Erinnerungen an Vergangenes. Zukunftsgedanken hatten keinen Raum in ihrem Fühlen und Denken.

Allein Filius‘s Bruder Pfiffikus gab Filius das Gefühl noch zur Familie zu gehören. Die Beiden tollten oft und gern. Filius ließ den Kleinen fliegen. Wenn sie sich genug ausgetobt hatten, kletterte Pfiffi an Filius hinauf, wie auf einen Leuchtturm, genau so sah der RiesenZwerg nach der Tollerei auch aus, wie ein Leuchtturm. Sein hochroter Kopf glühte und die Schweißperlen in seinem Gesicht leuchteten. Pfiffikus kitzelte seinen Bruder gern am Ohr, bevor er es sich mit einem Sprung in dessen weichem Haar unter der Zeltzipfelmütze gemütlich machte, wo Pfiffikus zu gern schlief. 

So schwer es auch fiel zu akzeptieren, dass Filius sich immer unbeliebter machen würde, bliebe er länger in der Umgebung, die für ihn so unpassend geworden war, er musste sich dem Unvermeidlichen stellen - der Flucht nach vorn. Lange hatte Filius vergeblich versucht in der Gemeinschaft zu vermitteln, doch der Widerstand war selbst für sein geduldiges Gemüt zu unerträglich geworden. 

Geliebt und respektiert fühlte er sich nach seiner Verwandlung nur von seinen nächsten Verwandten und von ganz wenigen Freunden. So sehr es ihn auch schmerzte diese zu verlassen, sah auch er für seine weitere Entwicklung keine andere Lösung als durch sein gehen, zu versuchen dem allgemeinen Morast, der sich immer mehr auszudehnen schien zu entkommen. Als einer der Letzten, derer vom Schicksal mit offensichtlicher Größe gezeichneten Zwerge, verließ auch er nach kurzem traurigem Abschied den verwunschenen Wald, seine Freunde und seine Familie.

Erst am Rande des Waldes bemerkte Filius, dass sich Pfiffikus in seiner Jackentasche als blinder Passagier versteckt hatte. Filius weckte den Kleinen nicht, der gerade zu schnarchen begonnen hatte. Er ließ ihn schlafen und bettete sich selbst auf weichem Moos. Erst am Morgen machte Filius seinem geliebten Brüderchen klar, dass auch sie sich nun trennen müssten, dass er ihn aber nie vergessen würde. Es flossen kleine und große Tränen, bis Pfiffikus dann doch nach Hause zurück rannte, in die offenen Arme seiner ihn tröstenden Mutter. 

Als Filius aus dem Schatten spendenden Wald trat, ward er geblendet. Die grelle Sonne tat seinen Augen weh und sie trocknete seine Tränen, salzige Flecken blieben auf seinen Wangen zurück. Bis tief über die Augenbrauen zog er seine Mütze, das Zipfelzelt und richtete den Blick zu Boden. Er stapfte über Wiesen und holprige Felder ins Ungewisse. Obwohl die Düfte und Geräusche aus den Siedlungen der Menschen ihn anzogen, machte er seinem Instinkt vertrauend doch vorsichtshalber lieber einen großen Bogen um die Gehöfte und Dörfer. Er lief und lief. 

Erst als die Sonne unterging sank er erschöpft zwischen den Wurzeln eines alten knorrigen Baumes nieder. Seine qualmenden Füße hatten Blasen bekommen. Er bedeckte sie mit feuchtem Moos und schmiegte sich an den Baumstamm einer Buche. Wohlwollend senkte die Buche ihre Zweige über ihn. Ihre Blätter bedeckten den vertriebenen Wanderer und er wurde ruhig und schlief tief und friedlich, schlief wie er schon lange nicht mehr geschlafen hatte. 

Am Morgen lud die Buche Filius ein, ihm doch etwas länger Gesellschaft zu leisten. Das Gefühl angenommen und willkommen zu sein hatte Filius so sehr vermisst und er war überwältigt von der Herzlichkeit, die die Buche ihm entgegenbrachte. „Sehr gern“ erwiderte er und blieb.

Ein Menschenkind, mit einem Sinn für das Mysterium des Lebens, eine Wahrnehmung und einen Glauben an Allbeseeltheit verweilte oft nach ihren langen Spaziergängen in der Natur bei der alten Buche. Das Mädchen Janine und der Baum hatten einen Weg gefunden sich zu verständigen, sie verstanden sich so gut, dass Janine und die Buche im Laufe der Zeit beste Freunde geworden waren. Die Buche machte Janine mit Filius bekannt, der sich sehr freute dieses fröhliche liebenswerte Wesen kennenlernen zu dürfen.

Als sich Filius der Buche und dem Menschenkind anvertraute, welche mit großem Interesse seiner Lebensgeschichte lauschten, waren die Zwei zutiefst ergriffen und voller Bewunderung für den Zwerg. Obwohl er ihnen seine Bitterkeit gestand, bemitleideten die Buche und auch Janine ihn nicht. Weise wie die beiden waren erkannten sie Filius’s edlen Geist und prophezeiten ihm eine bedeutungsvolle abenteuerreiche Zukunft. Er musste nur ausruhen und gesunden. Filius selbst aber konnte es kaum fassen, dass er plötzlich so viel Wertschätzung erfahren durfte. Die Enttäuschungen und Erlebnisse hatten ihm seines Selbstvertrauens beraubt und sein Gemüt war von einer tiefen Traurigkeit benebelt. Er hatte sich zu lange unverstanden und alleingelassen gefühlt. Wunden des Geistes, die nur schwer heilen, hatten ihn ängstlich gemacht und ihm einer freudigen Hoffnung in die Zukunft beraubt. 

Viele Tage, ja einen ganzen Winter blieb Filius in den Umarmungen der Buche, die ihn täglich ermunterte: 

„Lass den Kopf nicht hängen, ist er auch noch so schwer.“ 

An sternenklaren Winterabenden hielten die Buche, Janine und er Ausschau nach der Milchstraße und den Sternschnuppen. Janine kannte viele Sterne beim Namen. Sie berichtete von roten Riesen, weißen Zwergen und anderen Exoten, von schwarzen Löchern und fernen Galaxien. Die Buche konnte nie genug erfahren von Janines Wissen über das Universum. Ihr Bestreben war es immer gewesen, dem Himmel nahe zu sein und sie war ihm entgegengewachsen und tat es immerfort. Nächte lang bestaunten die drei den Sternenhimmel und verloren sich in herrlichen Schwärmereien. Sie waren so begeisterungsfähig, so neugierig, so wissbegierig. Es war der Beginn einer innigen Freundschaft.

Immer häufiger fragte sich Filius, was ihn sein bisheriges Leben gelehrt hatte. Immer häufiger fragte er sich dies, ohne sich in seiner Vergangenheit zu verlieren. Im hier und jetzt zu sein und großen Wert auf das SEIN, das DASEIN zu legen, erschien ihm überaus wichtig. Für die Zukunft hatte ihm da nicht das Erlebte auf eine harte Weise gelehrt, das man das wird, was man denkt? 

Was also wollte er werden, worauf wollte er seine Gedanken richten. „Ich will, ich will…?“ noch wusste er es nicht.

Wenn Filius aus manchem schweren Traum erwachte, wusste er sich geborgen am Standort der Buche, dort wo der Blick in alle Himmelsrichtungen frei war, dort wo er Freunde hatte, die humorvoll waren, mit denen er lachen konnte. Die Sonnenstrahlen vertrieben seine Ängste. Er atmete, er lauschte und er schaute. Es gab so viel zu entdecken. Nach und nach fühlte sich Filius wieder lebendig, der beginnende Frühling tat seinen Teil dazu. 

Aber eines Tages sprach Janine: „Du bist kein Baum, halt inne, wenn es nötig ist, doch du hast Beine, bewege Dich.“ Und die Buche löste ihre Umklammerung.

Beinahe wäre Filius vornüber in das frische erste Grün gefallen, aber dann fing er sich und übte gleich den aufrechten Gang Kopf hoch. Das also wird ein Neuanfang dachte er und war erfüllt von Zuversicht.

„So gefällst Du mir“ hauchte die Buche ein wenig wehmütig, denn sie wusste, es wurde Zeit Abschied zu nehmen.

Janine hielt Filius bei der Hand, begleitete seine ersten Schritte in ein neues Ungewisses. Mit den Füßen auf der Erde und dem Kopf im Himmel gingen sie voran.

Was er werden wollte, wusste Filius jetzt. 

„Eines Tages werde ich als roter Riesen-Zwerg mit langem Schweif am Himmel erscheinen neben vielen weißen Zwergen. Sichtbar für alle, die an Wunder glauben.“ flüsterte Filius Janine zu. 

Er war auf seinem Weg und der Weg war das Ziel, was auch geschehen würde.

ZWERG FILIUS
#BaumGestalt #BaumGesicht #NaturPurArt
Buche
Hannover Tiergarten 
fotos 2011-12-09 und 2012-12-06
© johanna zentgraf












Donnerstag, 17. März 2022

DIE BAUMFRAU & DER GEIST DER VERGÄNGLICHKEIT

BaumGestalten eines sterbenden Baumes

an der Queich bei der Zeiskamer Mühle

2022-03-07

fotos und videoclip: johanna zentgraf

Der wiederkehrende Kreislauf des Entstehens und Vergehens.
Alles verändert sich unablässig.
Wenn die Zeit abgelaufen ist, beginnt die Ewigkeit.



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3. PLATZ beim Besucher-Award Januar 2011

Von AWARDS

Bei der Abstimmung beim

BESUCHER-AWARD

in der Kategorie:

KUNST - LITERATUR

(mit insgesamt 9 Homepages)

im Januar 2011

beteiligten sich 2.840 Besucher.


Für den Blog

BAUMGESICHTER I TREEFACES

gaben insgesamt 544 Teilnehmer

ihre Stimme ab.

Ich hoffe,

dass nun niemand sprachlos ist

und möchte allen danken,

die so fleißig mitgestimmt haben.


Dakini der BaumWesen

Johanna Zentgraf