Montag, 18. März 2013

VÄTERCHEN FROST - DER RIESE DRUMB


VÄTERCHEN FROST
Das BaumGesicht vom Bad Nenndorfer Kastanienbaum

Der Riese Drumb, der alte Vater Frost, knirscht laut mit seinen großen weißen Zähnen. Es ist schon wieder März, das passt ihm nicht. 

„Der Winter ist noch nicht vorbei! 
Ich bleibe noch!" 
brummt er und meint das bitterernst.

Er beißt sich fest, 
lässt einfach nicht mehr los und eisig kneift die Kälte.


In diesem Jahr halfen kein Lärm und keine Fastnachts-Maskeraden den Winter zu vertreiben. Der alte Drumb hat laut gegrollt, die Guggenmusik lautstark übertönt. Das Blechblas-Vertreibungs-Ritual blieb ohne Erfolg. Väterchen Frost, der kennt das ja. Es wiederholt sich Jahr um Jahr. Er weiß von vielen alten Bräuchen, den Winter auszutreiben und wie er sich davor schützt. Seit Langem schon lässt Väterchen Frost sich keine Angst mehr einjagen. Er fürchtet sich nicht vor den grausigsten Perchten-, Teufels-, und  Hexenmasken, noch ängstigen brennende Strohpuppen und Holzscheiben ihn. Vor Hutzel- und Funkenfeuern nimmt er sich in Acht. 


Der Drumb, alt wie er ist, der kennt der Menschen Hinterlist und denkt:

 „Maskiert euch ruhig, rollt rasselnd durch die Straßen auf euren bunten Wagen, peitscht und knallt, dass laut es schallt, ich lass mich nicht vertreiben. Zündet ihr auch noch so viele Feuer an - erschreckt, wen ihr wollt - mich jedenfalls nicht. So schnell gebe ich nicht auf, bin ich auch alt.“

Aus frostigem Herzen hasst Drumb den ganzen Mummenschanz. 


So manches Winteraustreibungs-Schauspiel blieb wirkungslos bei Vater Frost. So hielt er auch in diesem Jahr sich einfach seine Ohren zu und schloss die frühjahrsmüden Augen. Mit zugekniffenen Augen und offen stehendem Mund schnarchte der Riese Drumb und wenn er schnaufte, bebte in seinem langgezogen Gesicht die gewaltige Nase, sein großer, grauer Zinken.


Als sie den WinterRiesen schlafen sahen, glaubten die Frühlingsboten Väterchen Frost schliefe endlich tief und fest. Die Krokusse, Schnee- und Osterglöckchen und viele andere Frühlingsblumen reckten erwartungsvoll ihre Köpfchen den Sonnenstrahlen entgegen und erste Knospen zeigten sich. 



Doch unerwartet erwachte der verbissene Alte nach kurzem Schlaf. Als er erwachte, atmete er schwer. Der Riese Drumb war widerwillig eingeschlafen und hatte auch noch schlecht geträumt. Die rauen Nordwinde tobten in seiner Brust. Er blies die Wangen auf und ohne Rücksicht auf die frischen Triebe atmete der Riese die eisigen Winde durch seine Zähne pfeifend aus.


Hauch um Hauch bedeckte sich das kaum enteiste Land erneut frostig mit Reif und Eis.  


Väterchen Frost riss die Augen auf, entschlossen, sich noch lange nicht in den jahreszeitlich verordneten Ruhezustand verbannen zu lassen. Da zogen am Horizont mit jedem seines Augenaufschlags prall gefüllte Schneewolken auf. Es schneite, und über Nacht war alles wieder weiß. Das Winterwetter, das im Frühjahr unerwünscht ist, es war zurück. 
Der Riese triumphierte. Er hatte furchtlos seinen Starrsinn durchgesetzt, womit er demostrierte, wie stark er ist.
Beim Anblick der erfrorenen Knospen und Frühblüher aber reute es ihn. Aus freiem Willen ist er nun bereit zu gehen.

Er atmet ein den kalten Wind und endlich wird er müde von seinem Machtgehabe. Väterchen Frost packt sein Bündel und füllt es mit glitzernden Eis-Kristallen. 

Langsam löst er sich aus der Verbissenheit und macht dem Frühling endlich Platz. 

Gebettet in weißen Flockenpflaum verschläft der Riese Drumb den Frühling und den Sommer meist. Erst am Jahresende wacht Vater Frost wieder auf, dann wenn der Herbst ihn nicht mehr schlafen lässt.

Schlaf wohl Väterchen Frost, schlaf endlich tief und fest und wache bitte nicht mehr auf vor deiner Zeit.


fotos 2011-03-01 & 2013: © johanna zentgraf
text 2013: © johanna zentgraf



Donnerstag, 14. März 2013

SCHLAFWANDLER - BAUMGESTALT


DER SCHLAFWANDLER

Mit geschlossen Augen, die Arme tastend vor dem stämmigen Körper ausgestreckt, wiegt sich der Mähnen-Baum im Traum. Mit seinem langen Schwanz hält der Schlafwandler die Balance. Des Mondes heller Schein, der zieht ihn magisch an, selbst wenn der Baum im Schlaf ihn gar nicht sehen kann. 


Der sehnsuchtsvolle Baum, er ist verhängnisvoll betört. 
Er träumt von einer MondenFee, die schaukelnd auf der Mondsichel sitzt und ihn mit ihrem Schleiertanz schon oft bezaubert hat.
Seit jenes windigen Abends, als die MondenFee übermütig tanzend bis zur Erde geschwebt war und einer ihrer langen transparenten Schleier sich in seinen wippenden Ästen verfing, träumt der Baum immerfort nur noch von der verführerisch Schönen. Unlösbar hatte sich damals der feine Stoff ihres Schleiers verfangen im wilden Baumes-Haar-Geäst, so dass die Fee, als sie den Schleier aus der Verwirrung nicht mehr lösen konnte, vor Schreck den Schleier und, um selber frei zu kommen, in ihrer Not mit ihm all ihre Hüllen fallen ließ.

Seither ist wie durch unsichtbare Bande der Baum gefesselt an die schöne Fee vom Mond. 


Berauscht von des Schleiers lieblichen Duft in seines Baumes Krone, verzückt von der Erinnerung an die schöne FeenGestalt, sucht der vernarrte Baum bei Tag und Nacht den Himmel nach der MondFee ab. 

Wo immer der Mond auch seine Kreise zieht, 
in seinen Träumen folgt der verliebte Baum der Jungfrau, 
doch nie mehr hat er sie erreicht. 
Glaubte der Baum, 
die MondenFee sei ihm nah genug, dann streckte er seine Äste nach ihr aus, doch stets war, ehe er sich versah, die blasse Lichtgestalt entwischt.

Umfangen ließ sich die Fee nie mehr vom wilden Baum, der ihr, der kosmisch-freien Seele, zu grob und viel zu sehr geerdet war.

Wenn wohl der traurige Baum weiß, dass die MondenFee für ihn unerreichbar bleiben wird, kann er, seit sie ihn so verzaubert hat, doch anders nicht, der Einsame, als immerfort traumwandelnd ihr, der Unnahbaren zu folgen.

Während der Baum schlafwandelnd sich in Gedanken fortbewegte - in Wahrheit aber immer auf derselben Stelle stand, fror er an einem Wintertag in der Bewegung ein. Da setzte ihm der Schnee ein weißes Käppchen auf und stülpte dem Baum kristallgewebte Fäustlinge über dessen kalte Finger am ausgestreckten Arm. So geschützt vorm eisigen Winterwind konnte der Traumwandler auch in der frostigen Jahreszeit friedlich weiter träumen von ihr und dem Ende seiner Einsamkeit.
Erst, wenn im Frühling an des Baumes Langhaar-Ästen die zarten Blättchen sprießend klingeln, wacht der Schlafwandel-Baum langsam auf. Benommen von seinen sehnsuchtsvollen Träumereien, sucht er auch noch am hellerlichten Tag den Mond am Himmel zu erspähen und sehnt sich nach der Nacht.

Weil er der MondenFee verfallen ist, weiß der Schlafwandler oft gar nicht, ist tatsächlich er ihr gewahr geworden oder war es, wie so oft, nur wieder eine seiner sehnsuchtsvollen Phantasien? 
Träumt er oder ist er wach?
Manchmal, um sich seines Wach- Zustandes zu vergewissern, bittet er die Vöglein ihn zu kneifen. 

Im Frühling kitzelt die Sonne den verträumten Baum. Sie weckt ihn sanft. Ihre Strahlen färben den Feen-Schleier in seinen Ästen goldig glänzend. Die Vögel halten ihn wach und lenken den lieben langen Tag den vereinsamten Baum mit ihren ausgelassenen Tollereien und ihrem Gesang von seinem Liebeskummer ab.  

fotos Freudenstadt 2011-12-22 text 2013: © johanna Z






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