Montag, 25. Oktober 2010

BAUMGESICHT - ROTARIO


SCHUPPENVOGEL ROTARIO
DAS MAGNOLIENSAMEN-BAUMGESICHT
AUS DEM WELTENALL

Der Schuppenvogel „Rotario“ war schon eine lange Zeit in einer braunen schalenförmigen Kapsel durch unendliche Weiten des Universums geflogen, als er einen wundervollen Planeten, der im Licht der Sonne blau, türkis und grün leuchtete, entdeckt hatte. Auf seiner langen Reise war er nie zuvor solch einem farbenprächtigen Planeten begegnet.

Dort möchte ich hin, hatte er gedacht und landete kurz entschlossen auf dem Mond, der ein Trabant dieses Planetens ist.

Mit dem Mond umrundete er den blauen Planeten. Neugierig erkundigte sich Rotario beim Mann im Mond, ob ihm dieser etwas über sein neu entdecktes Reiseziel berichten könnte. Der Mann im Mond führte seinen Gast zu einem großen Fernrohr, das auf die Erde ausgerichtet war und mit dessen Hilfe man ganz nah auf die Erdkugel zoomen konnte.

ERDE was für eine ungewöhnliche Bezeichnung für einen Planeten, der wenn schon nach einem Grundelement der Vier-Elementen-Lehre (Wasser, Feuer, Erde, Luft) benannt, doch wohl treffender "WASSER" hätte heißen müssen, denn davon schien es auf diesem Planeten sehr viel zu geben.

Die Menschen - Lebewesen, die den blauen Planeten zahlreich bevölkerten, so berichtet der Mann im Mond dem roten Universumsreisenden, hatten im Laufe ihrer Evolution das feuchte Element verlassen und waren überaus stolz darauf an Land - auf der Erde überleben zu können. Manche von ihnen glaubten wohl gar daran, selbst aus Lehm, einem erdigen Schlamm gemacht worden zu sein. So hatten die Meschen die Kugel, auf der sie lebten: „Mütterchen Erde“ genannt.

Wie wohl die anderen Lebewesen auf Erden ihren Heimatplaneten nennen würden, das wusste der Mann im Mond nicht.

Ob die Fische ihren Heimatplaneten mit WASSER betitelten und die Vögel ihn vielleicht mit LUFT bezeichnen würden und ob andere der unzähligen lebendigen Geschöpfe dieses Planeten, wiederum ganz andere Vorstellungen von und andere Namen für ihren Lebensraum hätten, darüber machte sich der Mann im Mond so seine Gedanken.

Nach dem Element FEUER, dessen war sich der Mondmann allerdings ganz sicher, hätte gewiss keines der auf der Erde lebenden Wesen seinen Planeten benannt, denn vor der Zerstörung des Feuers hatten wirklich ausnahmslos alle auf der Erde lebenden Geschöpfe große Angst. Sogar die Menschen, die glaubten des Feuers Herren werden zu können, hatten bei ihren vielen Kämpfen mit dem heißen, züngelnden Element, die zerstörerische Kraft des Feuers zu spüren bekommen. Nicht immer war es ihnen gelungen, das Feuer rechtzeitig zu zähmen, bevor es alles Brennbare verschlungen hatte. So hatten auch die Menschen Furcht vor dem Feuer und respektvoll riefen sie es stets bei seinem Vornamen „Vorsicht“, bevor sie seinen Nachnamen „Feuer“ aussprachen.

Rotario der Schuppenvogel
aus dem Weltraum 
staunte anerkennend über das Wissen des Mannes im Mond. Wie hatte er aus solcher Entfernung nur so viel über den Nachbarplaneten erfahren können ?

Der Mann im Mond war der Spezies Mensch nur wenige Male und zwar im 20. Jahrhundert (nach deren Zeitenrechnung) begegnet. Es waren Astronauten gewesen, die auf seinem Planeten, dem Mond, gelandet waren. Die Abgesandten der Erde, die auf der Suche nach neuen Lebensräumen für die Menschheit waren, hatten dem Mann im Mond viel von ihrem Planeten berichtet und hatten ihm eine amerikanische Flagge und ihr Fernrohr als Gastgeschenk überlassen.
Seit damals verbrachte der Mann im Mond sehr viel Zeit mit Beobachtungen durch das Fernglas und dem Studium der Erde. Täglich blickte er viele Stunden ins All und er zoomte oft auf interessant erscheinende Punkte des sich drehenden Erdenballs. Er sah auch, dass die Menschen Raketen und Satelliten in den Weltraum schossen, aber nach 1972 war kein Erdenlebewesen jemals wieder auf dem Mond gelandet. Warum eigentlich nicht? Das hatte sich der Mann im Mond immer wieder gefragt. Wären da nicht als Realitätsbeweise das Fernrohr und die Fahne, bezweifelte der Mondmann manches Mal, ob er die Mondlandung der Menschen vielleicht nur geträumt haben könnte.

Rotario war fasziniert von den Meeren, Seen, Flüssen, Bergen und Tälern von den Wäldern, Wiesen, Feldern und Wüsten, die er auf der Erde durch das Fernrohr erspäht hatte. Am meisten war er aber neugierig auf das Element Luft, von dem der Mann im Mond ihm erzählt hatte. Das Gesehene und die Schwärmereien des Mannes im Mond hatten Rotarios Wunsch, die Erde näher kennen zu lernen, verstärkt. In freudiger Erwartung fieberte er der Zeit entgegen, da er seine gefederten Artgenossen, die auf der Erde lebten, kennen lernen könnte. Er träumte davon, gemeinsam mit anderen Vögeln am blauen Himmel durch die Lüfte zu fliegen, sich von den Winden tragen zu lassen und bis zu den Wolken zu schweben.

Der Mann im Mond, der selbst gern einmal zur Erde gereist wäre, dies aber nicht konnte, weil er Frau Luna - die Mondfrau, nicht allein lassen wollte, half seinem neuen Freund, dem Schuppenvogel bei dessen Reisevorbereitungen für den Flug zur Erde.

Die braune Reisekapsel mit der Rotario fliegen wollte, musste völlig überholt und gut abgedichtet werden, damit sie den Flug durch die Ozonschicht, die die Erde umgibt, unbeschädigt überstehen würde. Das war viel Arbeit und es blieb wenig Zeit für die Beschäftigung mit der Materie Erde und für ein vorbereitendes Studium der Bedingungen und möglichen Gefahren auf dem zu erkundenden Planeten. Rotario wurde immer ungeduldiger. Die Erde übte eine zu große Anziehungskraft auf ihn aus, als dass er sich nicht mehr als zwingend notwendig mit zeitraubenden Vorbereitungsarbeiten aufhalten lassen wollte.

„Komme, was da kommen mag…“ dachte Rotario.

Zum Mondmann, der ihm gern noch einige seiner Ratschläge mit auf den Weg gegeben hätte, sagte Rotario:

„Meine Erfahrungen mache ich vor Ort, die Praxis sei mein Meister, ich hab es nicht so mit der Theorie.“

Der Mann im Mond konnte die Rastlosigkeit des Vogels gar nicht nachvollziehen. Er und seine Frau Luna hätten das übermütige und lebenslustige Vögelchen gern noch etwas länger an ihrer Seite gehabt. Doch ehe der Mondmann sich’s versah, hatte Rotario auch schon sein rotes Helmchen aufgesetzt und saß bereits hinter dem Steuer seiner Raumfahrtkapsel.

„Meine Flugkapsel ist okay. Auf geht’s zu neuen Abenteuern. Habt Dank lieber Mann im Mond, liebe Frau Luna. Ich grüße euch bald von der Erde, wenn ihr mit dem Fernrohr Ausschau nach mir haltet.“ 

Mit diesen Worten verabschiedete sich der Schuppenvogel und blitzgeschwind mit einem schrillen „Ziiiiisch zschsch“ war Rotario auch schon in seiner Laufbahn Richtung Erde. 
Der Mann im Mond machte nur noch ein sandkorngroßes Pünktchen aus, als der die Kapsel des Schuppenvogels mit dem Fernrohr suchte.

Der mutige kleine gepanzerte Schuppenvogel wurde nicht schlecht durchgeschüttelt, bei seinen Zickzack-Flugmanövern, die er machen musste, um den Sonnenstürmen auszuweichen. Knapp war er so manches Mal den Stürmen und ihren Ausläufern entkommen. Tapfer hatte er schnell und richtig reagiert und hatte seine Kapsel immer noch gerade rechtzeitig aus der Gefahrenzone manövrieren können. Doch als er die Ozonschicht der Erde durchflog oh weh, hatte sich einer der Antriebe seiner Raumkapsel entzündet. Rotario musste, um sich zu retten, in seine kleine Notlandekapsel umsteigen und diese von der großen Raumkapsel abkoppeln. Wehmütig sah er aus der Luke der Notkapsel, zum Glück aus ausreichender Entfernung, wie sein schönes Raumschiff verglühte und einen langen Feuerschweif nach sich zog. Der Mann im Mond und seine Frau, die diesen glühenden Schweif gesehen hatten, trauerten sehr um das todgeglaubte Weltraumvögelchen.

Der Schreck begleitete Rotarios Notlandeflug. Auf den letzten Metern musste der Schuppenvogel auch noch die bei der Abkopplung vom Hauptschiff beschädigte Notkapsel schnellstens verlassen. Sein geöffneter Fallschirm, die letzte Rettung vor einem rasanten Absturz, war an den Ästen eines Baumes hängen geblieben und gerissen. Aber wie durch ein Wunder wohlbehalten fand sich Rotario, nachdem er aus einer Ohnmacht erwacht war, geschützt in seinem schuppigen Raumanzug auf einem Magnolienbaum mitten in einer Stadt wieder. So hatte er sich seine Ankunft auf Erden nicht vorgestellt, aber er war am Leben und das war die Hauptsache.


Als er sich vom Schrecken erholt hatte, plusterte er sein schuppiges rotes Gefieder auf und spreizte seine Flügel. Er versuchte, sich zum ersten Mal in die Lüfte zu schwingen. Aber oh je, er konnte nicht fliegen. Seine rotierenden Flügel, mit denen er in der Schwerelosigkeit des Weltalls die tollsten Flugshows vorgeführt hatte, waren für den Flug durch die Luft nicht geeignet.
Rotario wurde vor Wut darüber noch röter als er ohnehin schon war. Nun saß er fest und klammerte sich an den Ast, um nicht vom Baum zu fallen und hoffte auf ein weiteres Wunder.


Viele Vögel besuchten den Magnolienbaum auf dem Rotario gelandet war. Sie staunten sehr und tuschelten:

„Wer ist denn das, wo kommt der her?
Soll das ein Vogel sein - dieser Exot, wie Feuer so rot?
Was bringt er uns? – Vielleicht …? - Vielleicht den Tod?“

Rotario hörte, wie man ihn einen Feuerfuchs nannte, der seinen Schweif am Himmel abgeworfen hätte. 

Der Weltraumvogel ahnte Schlimmes, denn er erinnerte sich an die Erzählungen des Mondmannes zum Thema Feuer auf Erden. Als gefährlich stuften die Erdlebewesen nun ausgerechnet ihn ein, den friedfertigen und abenteuerlustigen, durch Flugunfähigkeit gehandikapten Vogel, der mit besten Absichten zur Erde gekommen war. Das war eine der denkbar schlechtesten Voraussetzungen, um auf Hilfe oder gar Freundschaft hoffen zu können. Wie er befürchtet hatte, wurde Rotario von den Erdbewohnern nach solcher Verleumdung gemieden und er stieß auf Ablehnung solch eines Ausmaßes, wie es ihm noch nirgends im All widerfahren war.
Nicht dass Rotarios Existenz kein Interesse geweckt hätte, das schon, aber dieses Interesse galt nicht wirklich ihm oder einer Wahrheitsfindung. Es war lediglich Basis für Spekulationen, die das Augenscheinliche und die Erfahrungen der argwöhnischen Schaulustigen zu bestätigen suchte. Niemand hatte ihn befragt, weder nach seiner Herkunft noch nach seinem Vorhaben oder warum und wie er an diesen Ort gekommen war und schon rein gar nicht, wie es ihm erginge. Die meisten Lebewesen auf der Erde hatten verlernt, was Gastfreundschaft ist.

Rotario wurde als Fremder misstrauisch und missbilligend beäugt und da ihn selbst niemand befragte, wagte der Vogel auch niemanden anzusprechen oder sich gar jemandem anzuvertrauen.


Lediglich der Magnolienbaum, an dessen Zweig sich Rotario krampfhaft klammerte, hatte ein Mitgefühl für den kleinen Vogel in fremder, ja feindlicher Umgebung. Auch die Magnolie war einst aus einer völlig anderen Umgebung, aus dem fernen Amerika nach Deutschland gekommen und dachte oft daran, wie schwer es für sie gewesen war, sich an die Fremde zu gewöhnen, wo sie viele Kreuzungen über sich hatte ergehen lassen müssen.


Obwohl die Blätter der Magnolie Rotario schützend vor bösen Blicken zu verbergen suchten, das Rot seiner Schuppen war einfach zu leuchtend. Es gab keine Möglichkeit sich zu verstecken. Die Legende um den Feuerfuchs aus dem All verbreitete sich wie ein Lauffeuer und wurden angereichert mit neuen Episoden auch immer mysteriöser. Vor Scham über all die Unterstellungen, die man dem Schuppenvogel andichtete, erröteten Rotario noch mehr. Er glühte vor Röte.


Füchse kamen zum Magnolienbaum und verspotteten Rotario:

„Ein Fuchs willst du sein?“

Und hörten nicht auf sein: „Nein!“

„Papperlapapp, dein Schwanz ist ab.
Da hilft dir auch nicht Fuchses List, weil du ohne Schwanz kein Fuchs nicht bist.“

Die Vögel, die dem Schuppenvogel etwas näher kamen, erahnten instinktiv, dass Rotario ein Artgenosse sein musste, aber auch sie, deren Freund er gern geworden wäre, jedenfalls bevor er zum Opfer ihres Gruppengespötts geworden war, machten sich lustig über ihn:

„Ein Vogel willst du sein, piep hi hi, piep hii hi hi, 
ein Feuervogel noch? 
Dann zeig es uns und flieg,
 ja fliege doch!“

Das war jetzt aber echt zu viel, Rotario war außer sich. 
Er sagte „Ja“ und sprang vom Baum.


Unter der Magnolie lagen nun die Samenschuppen seines Raumanzugs auf einem Fleck. Manche keimten, kleine Magnolien wuchsen daraus. Andere der Schuppen blies der Wind davon und Einige trugen Tiere oder Menschen weg. 

Einen der roten Samen pickte ein Hahn. Der Samen war hart, sehr hart sogar und der Hahn schrie „au“, verlor sein Zweites, das überflüssige „h“ und wurde feuerrot. Hahnau, der rote Hahn ward zum Symbol für Feuer fortan und wehe dem, auf dessen Dach er kräht der rote Hahn.

Rotario indes so ohne seinen leuchtenden Raumanzug ganz unscheinbar, der konnte unbemerkt entfliehen. Von Abenteuern auf der Erde hatte er genug. Obwohl er hätte wirklich gern die schönen Stellen, die es reichlich gab auf Erden noch besucht. Doch das war nicht mehr wünschenswert, nicht solang die Wesen auf der Erde so fremdenfeindlich waren. Im Geheimen und unauffällig baute der Weltenreisende überlebensgeprüfte Vogel sich eine neue Weltraumkapsel.
So schnell er konnte flog Rotario weit, weit fort zu einer neuen hoffentlich gastfreundlicheren Galaxis. Den Mann im Mond und seine Frau Luna, das ließ er sich nicht nehmen besuchte er. Die Beiden waren überglücklich, dass ihr kleiner Gast lebte und dass Rotario trotz all der Erfahrungen und der Enttäuschungen immer noch quietschvergnügt und neugierig geblieben war.

text & fotos 2010: © johanna zentgraf

Montag, 11. Oktober 2010

BAUMGESICHT - OBLOMOW




OBLOMOW 
DAS WURZELBAUMGESICHT 
IN OBERURSEL / TAUNUS

Tagträumend, träg nichts tuend
jahrzehnte langsam schau ich Euch zu
in Eurem Gerenne, Gerede und Getue

ICH, DER OBLOMOW VON OBERURSEL



fotos 2010-10-11: ©  johanna Zentgraf
text 2010:  © werner h. schuster





Dienstag, 5. Oktober 2010

ZWERG GLÜCKSPILZ


ZWERG GLÜCKSPILZ
BUCHEN-BAUMGESTALT
Im Zwergenreich hat das Handwerk schon seit vielen, vielen Jahren goldenen Boden. Tüchtige, schlaue und begabte Zwerge werden in der Zwergengesellschaft sehr geschätzt. Die meisten Zwerge helfen und unterstützen einander, sind einfühlsam und teilen gern.

Ganz anders als beim Menschenvolk sorgen die Erwachsenen-Zwerge dafür, dass ihre ZwergenKnirpse nach deren ureigensten Begabungen gefördert werden. Ein Kasten- oder Schubladendenken gibt es bei den Zwergen nur in Ausnahmefällen. Kein Zwerg muss werden, was sein Vater oder seine Mutter waren.  Kein Knirps braucht sich zu verbiegen oder unter Zwang das zu pauken, was ihm gar nicht liegt. Jeder Zwerg im Zwergenreich bekommt gute Chancen sich zu entfalten. 

Die Individualität der Einzelnen Zwerge ist dem Zwergenvolk viel wichtiger als Anpassung an Gruppierungen. 
Bis ins hohe Alter neugierig zu bleiben,
ist den Zwergen ein Garant für ihre Weiterentwicklung und für das Überleben der Zwerge. 

Die ZwergenEltern und -Lehrer schauen ganz individuell auf jeden kleinen Zwerg und finden früh heraus, welch ganz besonderen Fähigkeiten jedes der kleinen Lebewesen hat und was ihnen Freude macht. Die Erfahrenen unterstützen ihre Kleinen mit Rat und Tat und loben sie, wenn diese fleißig sind. Ganz gezielt fördern die Erwachsenen:
o Die Denker und Forscher unter den ZwergenKnirpsen - mit Lehrstoff 
o Die handwerklich Begabten - mit spezieller Ausbildung 
o Die Verspielten und Phantasievollen - durch künstlerische Förderung
o Die Behinderten – mit spezialisierten Programmen
So geachtet und gefördert wächst jeder Zwerg mit einem Bewusstsein heran, ganz etwas Besonderes zu sein. Stolz und freudvoll lebt er dann mit und von dem, was er am Besten kann und nützt so sich und allen. 



DER ZWERG "GLÜCKSPILZ" vom Zwergenvolk aus Hessen

In einem alten Baum 
im Park von Bad-Homburg in Hessen 
wuchs ein kleiner grauer ZwergenKnirps heran. Seit vielen Generationen bewohnte und bewohnt seine große Zwergenfamilie die alte Buche schon.
Bereits als ganz winziger KrappelZwerg kroch der Zwerg auf allen Vieren durch den Wald und fand dort die verstecktesten Pilze. Die ZergenEltern und seine Geschwister mussten den Winzling oft suchen und wenn sie ihn dann endlich fanden, saß dieser manchmal neben einem Häuflein Pilzen, die er aufgestapelt hatte, oder er lag unter einem großen Pilzsonnenschirm und träumte. 


Die Schnecken im Wald mochten den kleinen grauen Zwerg, den sie Glückspilz nannten. Manchmal ließen sie ihn auf ihrem Schneckenhäuschen reiten und trugen ihn zu geheimen Plätzen, wo es die schönsten Pilze gab. Wie gern die Schnecken an Pilzen knapperten und wie lecker manche dieser ihnen schmeckten, davon schwärmten sie dem kleinen Zwerg immer wieder vor. Sie priesen die unterschiedlichen Aromen der Pilze und ließen den ZwergenKnirps von den köstlichsten Speisepilzen probieren.

Der kleine Zwerg „Glückspilz“ konnte schon früh mit Hilfe eines gut ausgeprägten Geruchssinnes seiner großen knubbeligen Nase Pilze nach deren Gerüchen unterscheiden. 
Seine Eltern wussten wenig über Pilze, bevor ihr kleiner „Glückspilz“ auf die Welt gekommen war. Als sie aber merkten, dass ihr ZwergenJunges eine so große Vorliebe für Pilze entwickelte, informierten sie sich über die Fungi und teilten bald die Begeisterung ihres Nachkömmlings. Sie schützten und warnten ihren ZwergenKnirps vor den giftigen und ungenießbaren Pilzen und sammelten gemeinsam mit ihm die essbaren Pilze, die sie zu köstlichen Gerichten zubereiteten.


Der kleine Zwerg „Glückspilz“ fand in guten Zeiten, besonders wenn es geregnet hatte, Pilze über Pilze, so dass von seinen gesammelten Pilzen viele kleine Zwergenmäulchen satt werden konnten. Das neue Nahrungsmittel wurde schnell auch von den anderen Zwergenfamilien begeistert verwendet. Die Pilzgerichte brachten eine willkommene Abwechslung und bereicherten den Speiseplan der Zwergenfamilien. Zuvor hatten vorwiegend Gerichte mit Bucheckern, Waldbeeren, Brennnesseln, mancherlei Gräsern, Blättern & Blüten auf dem Speiseplan der Zwerge gestanden.



Vater Zwerg hatte seinem Jungen eine kleine Holzschubkarre für den Pilztransport gebaut. Bevor Zwerg Glückspilz zum Pilze sammeln die Buche verließ, mahnten ihn seine Eltern: 

„Sei achtsam Junge und sammele nur frische und trockene Pilze, und vor allem nimm nur die genießbaren Pilze, die du wirklich kennst!“ 


Der große ZwergenBruder hatte dem Kleinen ein Taschenmesser geschenkt und ihm den sicheren Umgang mit diesem Werkzeug gezeigt und erklärt. Mit dem Messer konnte der Zwerg „Glückspilz“ die gefundenen Pilze kurz über dem Boden abschneiden. Da die Wurzeln und Sporen der Pilze dabei im Boden verblieben, trug der Zwerg so Sorge dafür, dass auch im nächsten Jahr an dieser Stelle wieder Pilze aus dem Boden schießen könnten. 
Mit dem Messer säuberte er die Pilze nun auch schon direkt am Fundort und befreite sie von madigen Stellen. Für seine Schneckenfreunde ließ er immer klein geschnittene Pilzstückchen zurück. 



Die Pilzleidenschaft des Zwerges „Glückspilz“ hielt an, auch im jugendlichen Alter war das Suchen von Pilzen noch immer eine der liebsten Beschäftigungen des Buchen-Zwerges.

Für seine Weiterbildung wurde darum ein alter Zwergen-Pilzberater zu seinem Lehrer erkoren. Dieser lehrte den Zwerg die Theorie der Pilzkunde. Alles, was der Pilzberater über Pilze wusste, über deren Namen, über die Unterteilung in Arten (Klasse, Ordnung, Familie und Gattung), über die Standorte aber auch über die Verwechslungs-Möglichkeiten mancher Pilzsorten, brachte der Lehrer seinem wissbegierigen Schüler bei. Der Pilzberater berichtete über Aussehen, Entstehung, Wachstum und Verwendung von Pilzen und über vieles mehr.

Manches, was  der Lehrer ihm vermittelte, wusste der Zwerg schon, doch vieles war neu und überaus interessant für „Glückspilz“. Gelegentlich aber auch verblüffte der Zwerg „Glückspilz“ seinen Lehrer mit Weisheiten, die er beispielsweise von den Schnecken und anderen Tieren des Waldes erfahren hatte, oder mit Bemerkungen die er den Pilze sammelnden Menschen abgelauscht hatte und nicht selten punktete Glückspilz mit Erkenntnissen, die er aus eigener Erfahrung gewonnen hatte.

Der Zwerg „Glückspilz“ war ein gelehriger und fleißiger Schüler gewesen, der zu einem außerordentlichen Fachmann in Pilzfragen wurde. Er hatte praktisch und wissenschaftlich gearbeitet, um mehr und mehr über die Pilze herauszufinden und zu begreifen. Viele kleine Wichtel-Helfer hatte der Zwerg ausgebildet, die ihm bei seinen Forschungen und dem Pilzesammeln und Pilzebestimmen halfen.


ZWEI PILZWICHTEL
leben in Niedersachsen in Osterholz-Scharmbeck.
Am Stamm eines Wildkirschbaums erschnuppern die Pilzwichte"MOOSBART" & "SPITZHUT" 
mit ihren Knollnasen die Pilze.




ZWERG "GLÜCKSPILZ"
DIE KORYPHÄE IN PILZFRAGEN  
trägt unter seinen Fußsohlen die Sporen von Pilzen und verteilt diese beim Versteckspiel hinter und auf Bäumen, auf dem Waldboden, am Wegesrand, an Bächen und Flüssen und auf den Wiesen. Wo er steht und geht, wachsen später Pilze.
Seine großen MantelBeutelTaschen sind immer gefüllt mit sorgsam abgeschnitten Pilzen. In seine rechte Tasche sammelt er die essbaren Pilze. In seiner linken Tasche trägt er die ausgewählten giftigen Pilze. 

Als Wissenschaftler sammelt der Zwerg die giftigen Pilze zu Lehr- und Anschauungszwecken, damit er den Amateuren unter den Pilzsammlern demonstrieren kann, wie die giftigen oder ungenießbaren Pilze aussehen, die beim Verzehr krank machen oder sogar töten könnten.

Im Labor untersucht er gemeinsam mit seinen Zwerg- und Wichtel-Helfern auch hochgiftige Pilze. Einige dieser Pilze genau dosiert, könnten Schmerzen lindern und vielleicht sogar eine Heilung mancher Krankheiten oder Beschwerden bewirken. Mit seiner Erfahrung, seinem Können und bei seinem Glück kam der Zwerg Glückspilz bei seinen Forschungen zu manchen bemerkenswerten wissenschaftlichen Ergebnissen und Erkenntnissen und konnte vielen Zwergen, Wichteln und Tieren helfen gesund zu werden oder weniger zu leiden.

Denke daran, wenn du einen Pilz findest, vielleicht hat ihn Zwerg „Glückspilz“ an diese Stelle getragen. Vielleicht versteckt er sich hinter dem nächsten Baum und bringt auch dir Glück …

text & fotos 2009/2010: © johanna zentgraf

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dass nun niemand sprachlos ist

und möchte allen danken,

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Dakini der BaumWesen

Johanna Zentgraf