von Bad Vöslau /Österreich
Bei "flickr" hatte ich das Foto eines Baumgesichtes gesehen, das mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
In diesem Gesicht mit seinen kräftigen Augenbrauen, dem dichten langen Borkenhaar und dem Stirnband aus Sprocketholes
erkannte ich ein würdevolles abstraktes IndianerGesicht.
Dieses ausdrucksstarke Foto
Roberto Verzo lebt in Bad Vöslau am Waldrand der Thermalalpen. Ein Teil dieses Alpengebietes im Wiener Wald besteht aus Kalkstein. In diesem Gebiet wachsen Schwarzföhren (Pinus nigra), auch Schwarzkiefern genannt. Diese Kiefern aus der Familie der "Pinaceae" wurden vor einigen Jahrzehnten noch zur Harzgewinnung "verwundet".
Pecher zapften regelmäßig das Harz (oder auch Pech genannt) ab, ein Stoffwechselprodukt der Schwarzföhren, das sich bildet um die Wunden (die vorgenommenen Einritzungen in den Baumrinden) wieder zu schließen. So entstanden durch die Pecherei (ein ausgestorbenes Handwerk) Muster und eben auch die Gesichter in den Stämmen der Föhren.
Roberto Verzo hat einige beeindruckende Fotos von solchen Gesichtern gemacht.
Da ich das IndianerGesicht aus dem Wienerwald sehr gern auf meinem BaumGesichter-Blog zeigen wollte, kontaktierte ich den Fotografen Roberto Verzo. Roberto gab mir seine Einwilligung zur Veröffentlichung seiner Fotos von den Schwarzföhren-BaumGesichtern. Das ist mir eine Freude und ich hoffe, das auch meine Leser ihren Gefallen an den Bildern finden werden.
Roberto Verzo
schickte mir auch eine Geschichte, die zu den Schwarzföhren passt:
BOCKERLFRASS
Der "Rübezahl des Wienerwaldes"
heißt bei uns Bockerlfraß.
heißt bei uns Bockerlfraß.
Das wissen aber heutzutage nur mehr wenige.
Er tritt immer dann auf, wenn es etwas zu schützen gibt,
entweder den Wald oder auch ein unschuldiges Mädchen.
Wenn ein Liebespärchen durch den Wald geht,
sitzt der Bockerlmann in einer leierförmigen Baumgabel
und zappelt vor Vergnügen mit den Beinen.
Blickt sich das Mädchen um,
so sieht sie ihn als alten Mann
mit verzerrtem Gesicht in seiner Föhrengabel sitzen,
und er droht wütend herab.
Gegen arme Holzdiebe hat er nichts.
Wenn aber jemand aus Übermut eine Baumgabel umhackt, kennt er kein Erbarmen.
Verhasst sind ihm die Pecher und Kohlenbrenner.
Den Schwammerl- und Beerensuchern aber tut er nichts.
Lärm und Geschrei kann er nicht leiden.
Früher flüsterte so manche Mutter ihrem schreienden Kind zu:
"Sei still, sonst kommt der Bockerlfraß!"
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fotos: © roberto verzo
texte: © roberto verzo & johanna zentgraf
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