Ohne Zigarette sah man den Kettenraucher so gut wie nie, und
mit der Fluppe war er vor lauter Rauch auch kaum zu sehen.
Doch wer ihn zu Gesicht bekam, dem war
schnell klar: Gesund kann dieser Typ nicht sein.
Vom Nikotin gezeichnet waren seine Finger gelb verfärbt. Er
hatte braune Stummel-Zähne und seine Haut war grau und fahl.
Man sah 's ihm wahrlich an, dass
er von seinem selbstzerstörerischen Tun nicht lassen konnt'.
Das Rauchen aufzugeben hatte er nie ernsthaft versucht.
Sprach man ihn auf seine Gesundheit an, konterte er
plump:
"Wer raucht, der stirbt, wer nicht raucht auch."
Da bleibt nur noch zu sagen: "Verkohl mich nicht!"
Der Kettenraucher wurde sehr nervös, war keine Stange mehr
im Haus. Bei der Letzten angebrochenen Schachtel, da rannte er, es
musste schnellstens Nachschub her. War eine Zigarette aufgeraucht, zündete
er auch schon die Nächste an. Der Stängel musste immer glimmen und Zug um Zug in
kürzester Zeit verräucherte er den ganzen Raum. Dort wo er stand und ging umgab
und folgte eine graue Wolke ihm. Es stank. Er
selbst, er roch das nicht, wie vieles Andere auch seit Langem schon nicht mehr.
So süchtig war der Raucher, dass selbst im Bette er
noch saugte an der Zigarette. Achtlos brannte er schon viele Löcher in Kissen, Laken, Decke.
SEINE ALLERLETZTE ZIGARETTE, DIE RAUCHTE ER IM BETTE.
Als ich des Kettenrauchers-Baumgestalt auf einem Friedhof
wieder fand,
am Glimm-Stängel in seinem
Mundwinkel hab' ich ihn erkannt,
hielt dieser noch einen Zipfel des verbrannten
Lakens in seiner Hand.
Er winkte mir zum
Abschied. Verkohlt hatte er sich letzten Endes selbst.
BAUMGESTALT
KETTENRAUCHER VERKOHL-MICH-NICHT
mit der letzten
Zigarette
D - Heddesheim / Friedhof
foto 2011-02-14 ©
johanna zentgraf
text 2012 © johanna
zentgraf