HIRSCHDÄMON GIERSCHLUND
Das Baumgesicht des 1000jährigen Eichentorso
am Schwielowsee in Ferch / Brandenburg
In
einer Zeit, als die Gierigen und geizig Geilen in ihrer unermesslichen
Ausbeutermanier die Ressourcen ihrer Umwelt schneller aufbrauchten, als diese
nachwachsen konnten, gewannen die Dämonen der Finsternis zunehmend an Macht. Nicht
zu glauben, wo sie überall insgeheim ihr Unwesen trieben. Zu Anfang nahm sie kaum
jemand wahr.
Erst als die Sensationslust all die anderen Lüste übertraf, waren
die Dämonen ständig in den Schlagzeilen, und nach und nach bemerkten nur noch Diejenigen,
die nicht so leicht zu täuschen oder zu manipulieren waren, dass die platten
grölenden Parolen der düsteren Gesellen zu verbreiteten Schlagworten wurden und bald machtvoll genug geworden
waren um das Denken und Handeln Vieler stark zu beeinflussen. Die Wenigen, die die dämonische
Verderbtheit aufzudecken gesucht hatten und vor den Gefahren eines unverantwortlichen
Denkens und Handels gewarnt hatten, wurden kaum erhört. Lauthals wurden ihre Argumente übertönt.
NUR SELTEN SCHREIT DIE VERNUNFT
Im
rauschenden Lärm, den die ständig anwachsende Industrialisierung mit sich
gebracht hatte, begannen die Sinne der Menschen zu verkümmern. Feinfühligkeit
blieb auf der Strecke im wilden Gerangel um eine Position, die es ermöglichen
sollte, zu leben oder wenigstens zu überleben. Alle rannten dem schnödesten
aller Mammons dem Geld hinterher, das sich als Hauptzahlungsmittel durchgesetzt
hatte. Für alles, was man benötigte oder vermeintlich brauchte, musste man mit dieser
Währung zahlen. Jedwedes hatte plötzlich einen Preis, der oft nicht einmal in
einem realen Verhältnis zum Warenwert stand und der je nach Nachfrage meist auch
noch fortwährend stieg. Selbst das Wasser - der Quell allen irdischen Lebens, das
allen Lebewesen frei zur Verfügung gestanden hatte, wurde zur Handelsware,
wurde in Flaschen gefüllt und kreuz und quer durch die Lande transportiert und das
kostete. Das kostete … und nicht nur Geld. Es gab schon besorgte Befürchtungen,
dass eines Tages auch die Luft - zum Atmen in Tüten gefüllt werden könnte und
nur noch gegen Geld zu erwerben sein würde. Was für eine Prognose. Wie
furchtbar würde solch eine Zukunft sein.
Wer
Geld besaß, der suchte dieses ständig zu vermehren. Den Reichen schien die
Armut derer, die wenig oder keinen Besitz hatten, kaum zu scheren. Teilen, Fairness und Freundlichkeit waren längst aus der Mode, waren völlig „out“, stattdessen
waren Korruption, Skrupellosigkeit, Missgunst, Mobbing und Geiz jetzt „in“.
Das
Schlimmste aber war, das die meisten Menschen das alles so hinnahmen und aus
Bequemlichkeit die Eigenverantwortung gern abgaben und eine Fernbestimmung akzeptierten.
Unter dem steigenden Druck der Anpassung und der Furcht in Armut geraten zu
können gaben die Menschen viele ihrer Werte und Tugenden auf. Sie krümmten sich
und sie buckelten, für dies und das, für lauter Dinge, die sie wenn überhaupt
nur kurzzeitig glücklich machten. Dinge die sie meist in Abhängigkeiten trieben,
in denen sie dann hängen blieben.
Haben, haben – mehr und mehr… Die Frage nach dem Sein, stellte kaum noch ein Mensch, denn die Menschheit war verblendet vom Schein und den falschen Verheißungen.
Haben, haben – mehr und mehr… Die Frage nach dem Sein, stellte kaum noch ein Mensch, denn die Menschheit war verblendet vom Schein und den falschen Verheißungen.
Es
war eine Zeit voller Ungeduld. Das „Gut – Ding“ Weile haben will, wurde gänzlich außer
Acht gelassen. Weil vermeintlich zu teuer, wurden immer seltener der eigentlich
nötige Einsatz und die Zeit aufgebracht, für eine gute Qualität und zukunftsorientierte
Herstellung von Produkten. Alles sollte schnell gehen. Im
Schnäppchenrausch wurde alles billig und billiger. Billig im wahren Sinne des
Wortes – alles hatte immer weniger Wert. Kaum Jemand wollte noch einen angemessenen
Preis zahlen und sie merkten nicht, dass dann auch bald nichts und niemand mehr angemessen bezahlt
werden können würde.
Diejenigen die den Schlund nicht voll genug bekamen, nahmen alles,
was sie kriegen konnten und das so schnell es nur eben ging. Sie beachteten
nicht, welche Auswirkungen ihre Gier haben würde.
DIE GIER FRAGT NICHT NACH MORGEN
Mit
aufwendigsten Werbe-Kampagnen wurde Bedürfnisse geweckt, für lauter Zeug, das
niemand wirklich braucht, doch alle haben wollen, weil der Nachbar es auch hat
oder aus ähnlich kuriosen Gründen.
Erst als der Müll sich vor der eignen
Haustür stapelte, dachten die Menschen darüber nach, wie sie ihn los werden könnten.
„Bring doch mal den Müll hinunter.“
„Wie??? Von der Erde???“
„Ach das geht ja nicht!“
So
luden sie den Müll vor fremden Türen ab, was ständig mächtig Ärger gab und
keine Lösung war. Doch produziert wurde fleißig weiter. Solang damit Geld
zu machen war, war fast jedes Mittel recht bis hin zum Etikettenschwindel.
Fast
unbemerkt in der Flut unübersichtlicher Informationen wurde den Menschen zu
spät bewusst:
Die Dämonen der Verwirrung klatschten in die Hände.
- Das hochangesehene Verbrecher die Gewässer leer fischten, noch bevor die Fische genug Zeit zur Vermehrung oder Aufzucht ihrer Nachkommen gehabt hatten.
- Das Wälder gerodet und nicht schnell genug nachgepflanzt wurden, um ein ökologisches Gleichgewicht halten.
- Das Lebens- oder Futtermittel eingestampft und vernichtet wurden, während anderer Orts die Menschen hungerten, nur aus dem frevelhaften Grund um die Preise zu halten.
Die Dämonen der Verwirrung klatschten in die Hände.
Die
Dummheit hatte Hochkonjunktur und darum wundert es nicht, dass die Ausgaben für
Kinder, für Bildung und Wissenschaft ständig gekürzt wurden.
Der
klare Menschenverstand war eingetrübt.
Unsicherheit und Zukunftsangst hatten sich breit gemacht.
Unsicherheit und Zukunftsangst hatten sich breit gemacht.
Erschrocken
sah die altersschwache Eiche zu, wie an Ästen gesägt wurde, auf denen man
gerade noch gesessen hatte.
Sie hatte so viel schon gesehen in den letzten 1000
Jahren, die sie am schönen Schwielowsee in Brandenburg gestanden hatte. Oft
hatte sie Blätter schüttelnd über Ereignisse gegrübelt, die sie nicht verstehen
konnte.
In ihrem hohen Alter waren ihr nur noch wenige Blätter geblieben. Gebrechlich
und bitter war sie geworden. Ein gefräßiger Dämon war in ihren geschundenen
Stamm eingezogen. Sie hatte nicht mehr die Kraft besessen, sich gegen diesen Dämon
in Hirschgestalt zu wehren. Wo die Eiche früher eine herrliche Krone gehabt
hatte, beherrschte jetzt der Dämon den Eichentorso. Die Kopflose trug nun den
Hirschdämonenschädel statt ihres Eichenhauptes. Der Schlund des Dämons war
riesig und er verschlang einfach alles.
Kaum hatte der röhrende Dämon von der alten Eiche Besitz ergriffen, beraubte er die Eiche um deren Verstand. Mit dem Dämon hatten auch andere Parasiten Einzug in die Eiche gehalten. Gleichnishaft schritten Fäulnis und Verfall schnell voran. Die Menschen trennten die Äste und Teile des hohlen Stammes, die morsch und von Würmern durchlöchert waren, vom Eichenstamm.
DIE ZEICHEN DER 1000jährigen EICHE
aus Ferch in Brandenburg
Mit
letzter Kraft versuchte die alte Eiche Zeichen zu setzten, solang sie noch bei
klarem Verstand gewesen war.
Ich
entdeckte am Boden liegend in einer Baumscheibe der beschnittenen Eiche drei
wurmgezeichnete BaumGesichter die ausdrucksstark protestierten gegen die
dämonische Vorherrschaft.
„AUWEIH“ klagte eines dieser Gesichter
und voller
Ekel vor der maßlosen Gier der Dämonen machte ein zweites Gesicht „BÄ“.
Das Dritte der WurmStrichGesichter sagte: „NÖ“ und meinte „NEIN“.
DER AUFSCHREI
Das
dramatischste der Zeichen, das die Eiche gab, als sie noch wachen Sinnes war, entdeckte
ich am Fuße der Veteranin. In einer der abgetrennten Baumscheiben der
1000jährigen Eiche erkannte ich den Aufschrei eines Babys.
Sollten es nicht unsere
Kinder einmal besser haben als wir? Wie soll das gehen, wenn die Menschheit
verlernt hat, was wirklich wichtig ist.
„Haltet
doch einmal kurz inne und überdenkt euer Handeln, lasst euch nicht von den
Dämonen in die Irre führen. Bemerkt ihr denn nicht, der dämonische Mammon hat
so viel Unheil schon gebracht.
Die Urgroßväter sind im Krieg gefallen.
Die
Großmütter habt ihr verkauft,
doch hört der Mammon längst nicht auf.
Der Müll
quillt aus den Ohren ihm.
Er spuckt und speit.
Er greift nach eurer Würde –
verteidigt sie!
Dämonen lauern überall. Sie reißen ihre Kernkraft-Mäuler auf. Gebt ihr nicht Acht, dann fressen sie bald eure Kinder auf.“
Der Aufschrei schallt
weit übern See,
Kein Echo gibt es. Er verhallt.
Und
während die Menschheit ihre Dämonen hätschelt und schützt, schließen diese
schon Wetten ab. Sie spielen ihr falsches Spiel und wetten darum, wann sich die Menschen endlich selbst ausgerottet haben.
Du
arme alte Mutter Eiche aus Ferch ich danke Dir für Deine weisenden Zeichen. Ich
sah sie und ich deutete sie und mache meine Mitmenschen aufmerksam. Wohl wissend das nur Wenige die Sprache der altehrwürdigen Bäume verstehen.
Dein
Dämon hat ein charakteristisches, ein böses Gesicht. Du zeigst ihn uns. Nicht
viele dieser Art sind so leicht zu erkennen. Doch gerade ihre Entlarvung ist
zwingend nötig, bevor sich die ausgekochten Verführer etablieren und ihre
Umgebung verblenden und verstahlen.
Um unserer Kinder und unserer Kindes Kinder Willen hoffe ich, die Menschen hören auf Dich, Du weiser uralter Baum, und halten nach deinem Rat die zerstörerischen Dämonen im Zaum, damit diese nicht mächtiger werden und andere Lebewesen knechten.
Um unserer Kinder und unserer Kindes Kinder Willen hoffe ich, die Menschen hören auf Dich, Du weiser uralter Baum, und halten nach deinem Rat die zerstörerischen Dämonen im Zaum, damit diese nicht mächtiger werden und andere Lebewesen knechten.
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fotos & Text 2010: © johanna zentgraf |