DIE WURZEL-BAUMGESTALTEN
EINHORN & WASSERBÜFFEL & BRAUNBÄR
vom Hundekehlefenn
I Grunewald I Berlin
Die BaumWurzelGestalten
-Formen
und -Gesichter
und -Gesichter
aus den Tiefen des Erdreiches erscheinen
nie grundlos. Immer wenn sie sich aufrichten, gibt es eine Ursache dafür. Ihrem
Erscheinen, ihrer Entstehung gehen oft gewaltige Kräfte oder Umwälzungen
voraus. Manchmal sind es Naturgewalten, die diese Formen hervorbringen. Manchmal
aber auch werden sie von anderen Lebewesen ausgegraben, ausgebuddelt, ausgerissen
oder umgestoßen und gelangen so ans Licht. Gelegentlich bilden sie sich langsam
heraus, durch ein stetiges Einwirken von Kräften über einen langen Zeitraum,
wie zum Beispiel durch ein kontinuierliches Ausspülen oder durch ein Abrutschen
des Untergrundes. Oft sind auch Licht und Schatten von Nöten um ihre Illusion sichtbar
zu machen oder zu verstärken.
Wenn Wurzeln ihren
Halt verlieren
oder ausgerissen werden, dann
hat das fast immer etwas Beunruhigendes. Die Befürchtung den Halt zu verlieren,
gehört zu einer der ältesten Ängste. Der Gedanke zu stürzen oder haltlos zu
werden führt meist zu großer Beunruhigung, besonders wenn man als flügelloses
Wesen auf einen Halt oder auf einen festen Stand vertraut. Träume von in unbekannte
Tiefen fallen, haben ihren Ursprung in solcher Urangst.
Beim Betrachten von gefallenen
oder gefällten Bäumen sind einige Menschen darum auch bewusst oder unbewusst
berührt. Ragen die Wurzeln, die sonst fest verwurzelt waren, gar aus dem Boden
und greifen ins Leere oder nach den Sternen um Halt zu suchen, dann schreiben diese
mit ihren geschwungenen Wurzelspitzen ein nonvisuelles „WARUM?“ in die
Landschaft. Diese Frage wird jedoch nur von sehr wenigen Menschen wahrgenommen.
Um auch jene Lebewesen zu erreichen, deren Instinkte verkümmert sind, bilden
die haltlosen Wurzeln gelegentlich sogar Gesichtsausdrücke aus oder erscheinen
als Gestalten. Viel nachdrücklicher und eindringlicher geben die
Wurzelerscheinungen so Zeichen an ihre Umgebung. Ihre Formgebung erzählt oft viel
mehr, als der unsichtbare Luftwurzel-Mahn-Schriftzug „WARUM?“
Viele der BaumWurzelFormen sind
entstanden aus Verbindungen von Wurzeln mit verschiedenen anderen NaturElementen.
Oft ist das Skelett solcher NaturGebilde aus Wurzelholz und der Körper besteht
aus Erde, Moos, Gras und anderen Pflanzen, oder die Wurzeln sind verwachsen,
verschlungen, durchlöchert oder ausgewaschen. So bringt die Natur die
bizarrsten BaumWurzelGebilde hervor. Einige dieser WurzelGestalten sind
unglaubliche Gleichnisse für Ereignisse in ihrer Umgebung oder für zeitgeschichtliche
Geschehnisse. Nicht selten eröffnen sie einen Zugang zu alten Erzählungen, Märchen
und Mythen oder regen die Fantasie an zu neuen Fantastereien um ihre Gestalten
und deren Bedeutung.
Die WurzelGestalten
sind Mittler
zwischen:
o
tief & hoch
o
unten & oben
o
verborgen & offensichtlich
o
dunkel & hell
o
schwarz & weiß
Dort wo WurzelGestalten
erscheinen, ist meist auch ein mystischer Ort, an dem starke Energien fließen.
Eine BaumWurzelGestalt, die ich
im Westerwalder Winterwald in Kirchen-Katzenbach entdeckt hatte,
den Hirsch „Wapiti Jo“,
habe ich ja schon im Februar 2010
auf dem Blog
BAUMGESICHTER I TREEFACES
vorgestellt.
BAUMGESICHTER I TREEFACES
vorgestellt.
Gleich drei
BaumWurzelGestalten an einem Ort
begegneten mir, oder besser gesagt uns an einem
ausgesprochen schönen Frühlingstag im April 2010.
Wie erstaunlich ist das!
Meine Tochter, Janine, und ich
waren gemeinsam durch den Berliner Grunewald geschlendert. Da sahen wir auf
einem abgezäunten Gelände in einem Waldstück am Hundekehlesee die Silhouetten
von zwei großen Tieren, die friedlich nebeneinander ruhten. Aus der Ferne schon
erkannte ich ein Einhorn und einen Büffel und auch Janine bemerkte sofort:
„Tatsächlich ein Einhorn, ja ein Büffel …“. Erst als ich näher kam so nah, wie
das eben möglich ist, wenn ein Zaun ein Nähertreten unmöglich macht, bemerkte
ich noch eine dritte Gestalt zwischen diesen beiden liegenden aber wachsamen Märchenfiguren.
Es war ein kleiner Braunbär, der sich an das Einhorn anschmiegte.
"Im
Grunewald,
im Grunewald ist Holzauktion …"
im Grunewald ist Holzauktion …"
der Altberliner-Gassenhauer kam
mir in den Sinn, denn die Waldfläche, auf der Einhorn, Büffel und Bär da ruhten,
sah ziemlich wild aus und viel Bruchholz lag herum.
Der kleine
Berliner-Bär
bekannt als
Berliner Wappentier und durch vielerlei Gestaltungsvarianten, (bislang nicht als
naturgebildete WurzelGestalt gesichtet), nahm im
Hundekehlefenn im Berliner Grunewald seine WurzelGestalt an. Der Berliner-Grossstadt-Bär, vielerorts geschätzt
und geliebt für seine große Toleranz, zeigt seine WurzelGestalt am Rande der
großen Stadt, fern ab vom Trubel, in einem Moorgebiet, im Birken- u. Erlenbruchwald. An diesem
geschützten Ort kann der kleine Braunbär im Einklang mit der urwüchsigen Natur
sein.
In der Gesellschaft seiner beiden engsten Freunde fühlt
sich der kleine Braunbär ganz geborgen und sicher.
Das
liebste FantasiePferd,
das
Einhorn - hell wie das Licht
ist ein Glück-verheißendes Fabelwesen. An seiner Seite
fällt alles leicht. Das Einhorn ist eine wahre Lichtgestalt. Es liebt das Leben
sehr und kennt viele Geschichten, die das Wunder des Lebens beschreiben. Wie
eine sanftmütige doch starke Mutter, wie eine verspielte, verträumte und
wissende Schwester ist das Einhorn für den Berliner-Bären. Der Bär schaut
bewundernd zu ihm hinauf, wenn es warmherzig für alle Lebewesen um ein
lebenswertes Dasein bittet oder wenn es von neuen Pfaden spricht, die es
erhobenen Hauptes zu beschreiten gilt, um aus dem Kreislauf des Leidens und der
Schmerzen, der Verirrung und der Verwirrung auszubrechen.
Der starke
Hoffnungsbringer,
der
Wasserbüffel - dunkel wie die Erde
(ein Vertreter einer Tierart, die leider vom Aussterben
bedroht ist)
ist der Erde sehr verbunden. Er schöpft Hoffnung aus deren
Schöpfungsfreude. Diese Hoffnung trägt er weiter. Gesellig ist der Büffel und
hilfsbereit. Doch wehe dem, wenn man ihm drohend oder feindselig entgegen tritt,
dann wird der Büffel wild. Richtig wütend wird er auch, wenn er mehr als
zwingend nötig, vor einen Karren oder Pflug gespannt wird und wenn sein Fleiß
und seine Güte ausgenutzt werden. „Auf ein Nehmen sollte immer auch ein Geben
folgen.“ das ist des Büffels feste Überzeugung, das vermittelt er und danach
lebt er auch. Darum klagt er nicht, wenn er auch manchmal schwerste Arbeit
verrichten muss, um sein und das Überleben seiner Freunde zu sichern. Wer wie das
Einhorn und der Berliner-Bär zu des Büffels Freunden zählt, der kann sich wirklich
glücklich schätzen. Einen bodenständigeren und hilfsbereiteren Freund als einen
Wasserbüffel kann man sich kaum denken. Die drei Wurzelwesen pflegen ihre Freundschaft
und enge Verbundenheit, durch Gedankenaustausch, Nähe, Sorge und
Hilfsbereitschaft.
Mit
Würde und Ehrfurcht,
einsgeworden mit der umgebenden Natur, ruhen die drei Kraftwesen
in ihrem magischen Erdenkreis (der
nicht durchbrochen ist) und richten hingebungsvoll
ihre Aufmerksamkeit auf das große Geheimnis des Lebens.
Als Janine und ich die KraftWesen entdeckt hatten, dämmerte
es schon leicht, bald würde die Sonne untergehen und die WurzelFabelWesen, in
eine ihnen aus der ErdenTiefe vertraute Dunkelheit hüllen. Die WurzelTiere
lieben die Abendstimmung ganz besonders. Endlich war auch im Hundekehlefenn Ruhe
eingekehrt. Die vielen Waldspaziergänger, wollten vor Einbruch der Dunkelheit
zu Hause sein, sie hatten fast alle den Wald verlassen, als wir noch über die
WurzelGestalten staunten. Das Kläffen der vielen Hunde, die das Gebiet um den
Hundekehlesee im Grunewald tagsüber zahlreich durchstreiften, war nur noch vereinzelt
aus weiter Ferne zu hören. Wir genossen diese Stille, die ab und an vom
Abendlied eines Vogels durchdrungen wurde. Die Abendstimmung im Wald brachte die
nötige Besinnlichkeit, um das Tagwerk zu überdenken, und um den Tag bewusst
ausklingen zu lassen. Wir nahmen den starken Eindruck, den der Anblick der drei
WurzelGestalten bei uns hinterlassen hatte, mit uns.
Immer wieder, wenn ich die Fotos von den WurzelWesen
Einhorn, Bär und Büffel ansehe, verneige ich mich im Geiste vor diesem Werk der
Natur.
text & fotos 2010: © johanna zentgraf
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